stefanie aus frei
„Mit Dank von uns zurück“ „Mit Dank von uns zurück“, so heißt es gegen Ende des Buches und so empfinde ich auch als Leser. Wenige Bücher kann man mit so gutem Gewissen verschenken, an Alt und Jung, die Freundin oder den Kollegen oder es selbst mit sonst eher etwas sehr rationellen Männern in der Hörversion auf einer Autofahrt genießen. Bislang haben Buch oder Hörbuch jedem gefallen – vielleicht ist die Geschichte nicht für sehr junge Erwachsene geeignet, da die Erfahrungen von Verlust, Weitermachen doch häufig erst mit einigen wenigen Jahren mehr gemacht werden. Ove ist einfach speziell. "Es war fünf vor sechs am frühen Morgen, als Ove und die Katze das erste Mal aufeinandertrafen. Die Katze mochte ihn von Anfang an nicht. Was absolut auf Gegenseitigkeit beruhte." S. 15 In der Hörbuchversion passte die sehr trockene Art, in der Heikko Deutschmann den Text vorträgt, perfekt. Autor Fredrik Backman strukturiert den Text sehr durch, Kapitel beginnen meist mit „Ein Mann namens Ove“ und dann dem Thema, von „Ein Mann namens Ove kauft einen Computer, der kein Computer ist“ über „Ein Mann namens Ove und ein Mann namens Rune“. Ove liebt Routine und Ordnung und da passen die Wiederholungen. „Ove fand nicht, dass er ein hoffnungsloser Fall war. Er fand nur, dass ein bisschen Ordnung herrschen sollte.“ S. 95 Ein ums andere Mal entlockte mir diese Technik Lachen, Schmunzeln oder auch Rührung. Auch mit der Geschichte, mit dem Hintergrund rückt der Autor nur stückchenweise heraus, einige Informationen wirken auf den ersten Blick ganz harmlos, so wie die Spuren auf Oves Fußboden. Vieles, was Ove tut, hat er einfach immer so getan. Hinter anderem stecken Verluste seines Lebens. Das wichtigste für Ove war immer seine Frau, Sonja. „Ove ist ein Mann aus Schwarz und Weiß. Und sie war seine Farbe. All seine Farbe.“ S. 49. Und man lernt: die kluge Frau schickt ihren Mann nach draußen, damit er sich abreagiert, zum Beispiel zum Rasenmähen. Andere Weisheiten entfalten ihre Macht besonders im Zusammenhang mit dem jeweiligen Geschehen. "Wir fürchten den Tod, doch die eigentliche Angst vieler Menschen ist die, dass er jemand anderen trifft. Die größte Angst ist immer die, dass der Tod uns stehenlässt. Und wir einsam und allein zurückbleiben." Natürlich möchte in der Realität niemand von seinem Nachbarn dauernd zur Einhaltung von Regeln belehrt werden, aber genauso wenig möchte man doch auch Nachbarn haben, denen z.B. der Lärmschutz völlig egal ist. Natürlich gibt es einfach brummige Menschen ohne großes Herz und Alte, die einsam sterben. Natürlich gewinnt Backman mit seinem Ove wohl nicht den Nobelpreis für Literatur – aber beide gewinnen mein Herz. Die Geschichte ist herzergreifend schön. Und vielleicht wird man darüber hinaus noch dankbarer für die Personen, die Farbe ins eigene Leben bringen… Passendes Folgebuch: Wenn einem der Autor gefiel: "Britt-Marie war hier". Ähnliches Alter der Protagonistin, aber etwas weniger von den für Ove typischen Wiederholungen, denn Britt-Marie hat keine Vorurteile. Hat sie nicht. Nein. Wem die Balance aus Glück und Melancholie gefiel, der könnte Benedict Wells: "Vom Ende der Einsamkeit" mögen. Beginnt in der Jugend der Protagonisten bis zum Leben als Erwachsene. Auch sehr berührend.