stefanie aus frei
„Ein Narr und sein Geld sind bald entzweit“ (Titel ist ein Zitat von S. 170) Ich hatte mir einen stärker literarischen Roman versprochen – dieser bewegt sich für mich (zu) unentschlossen zwischen Liebesroman (zu nüchtern), historischem Roman (wobei die Zeit für mich eher Kulisse blieb; die Handlung würde so ähnlich in jeder Zeit funktionieren), Roman über Maler der Zeit (wie könnte es zu diesem oder jenem Werk gekommen sein; was bewegte die Maler) und Abenteuerroman (zu viel vom anderen). Mein „Role Model“ war Tulpenwahn von Mike Dash über die erste Spekulationsblase der Neuzeit, das hätte ich mir weniger als Sachbuch denn als anspruchsvolleren Roman umgesetzt gewünscht. Bekommen habe ich eher einen Schmöker. Die Handlung ist 1635, in der Zeit dieser aufgeheizten Spekulation, in Amsterdam angesiedelt – zu einer Zeit, in der Tulpen mehr Wert waren als ganze Häuser. Die Protagonisten sind zwei Frauen, beide 24 Jahre alt: Da ist Sophia, aus der Verarmung ihrer Familie in die Ehe geflüchtet mit dem 61 Jahre alten erfolgreichen Kaufmann Cornelis, der sie abgöttisch liebt. Und da ist ihre Dienstmagd Maria, ein zupackendes und fest mit den Beinen auf dem Boden stehendes Bauernmädchen, verliebt in den Fischhändler Willem. Als der Maler Jan van Loos von Cornelis den Auftrag erhält, ihn und Sophia zu porträtieren, nimmt eine Leidenschaft ihren Anfang, die beide Paare mitreißt in einen Strudel aus Enttäuschung, Lügen und Betrug. Das lässt sich über lange Strecken sogar recht spannend lesen – vermutlich tun hier die meist sehr kurzen Kapitel, oft nur eine Doppelseite oder weniger, ihr übriges, sie sind jeweils einem der Protagonisten oder weiteren Randfiguren zugeordnet und treiben so die Handlung voran, schaffen aber auch eine gewisse Unruhe; man kann sich nicht länger auf eine Person einlassen. Über lange Strecken – mich interessierte es aber irgendwann nicht mehr. Ich hatte nicht das Gefühl, etwas über die Zeit gelernt zu haben, fand keine tiefere Bedeutung in der Geschichte (na ja, S. 170 „Ein Narr und sein Geld sind bald entzweit“ – aber das ist so neu nicht) und konnte der weiteren Entwicklung der Hauptfiguren zum Schluss nichts abgewinnen. Die Sprache des Romans war immerhin schön, Deborah Moggach hat sich viel Arbeit gemacht mit dem Sammeln von Zitaten zu Beginn vieler Kapitel und bietet auch angenehme Sätze wie „Die Zeit kann sich ausdehnen und zusammenziehen. Wir horten sie wie Geizhälse oder beobachten, wie sie verfliegt, wie Krumen beim Ausschütteln eines Tuchs.“ S. 145