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TRIGGERWARNUNG Was mit einer kleinen Schwärmerei beginnt, endet in einem ausweglosen Missbrauch. Die Geschichte um den Missbrauch vom 42 Jahre alten Lehrer an die 15jährige Schülerin weckte sofort mein Interesse. Dies lag nicht nur an der Thematik, sondern an den zahlreichen begeisterten Kritiken, in denen man die Autorin für ihren grandiosen Schreibstil und dem Mitgefühl gegenüber diesen Opfern lobte. Vanessa ist ein ganz besonderer Mensch. Durch ihre Leidenschaft zur Poesie fühlt sie sich nicht zu den Jugendlichen aus ihrem Alter dazugehörend. Trotz allem weisen der Streit mit ihrer Freundin Jenny und die intensive Bindung zu ihren Eltern auf das Verhalten einer typischen Teenagerin hin. Durch ein Stipendium schafft sie es auf eine private Schule, in der sie auf ihren Literaturlehrer trifft, dem Vanessas Talent zum Dichten sofort ins Auge fällt. In der Schule beginnt ihr Alltag wie jeder andere, aber als ihr Literaturlehrer großes Interesse an ihren Gedichten zeigt, fühlt sie sich geschmeichelt und möchte ihm weitere vorstellen. So kommt es dazu, dass sie immer mehr Zeit mit ihm verbringt. Mit kleinen Schmeicheleien genießt Vanessa die Nähe zu Mr. Strane, bis dieser ihre Naivität schamlos ausnutzt und sie so lange beeinflusst, bis sie geradezu abhängig von ihm wird. Diese Manipulation ist nicht von kurzer Dauer, denn es prägt sie ihr Leben lang. Vanessa war mir vom ersten Moment an sehr sympathisch. Durch die Ich-Perspektive konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen und alles nachvollziehen. Als Leser wird man ohne lange Umschweife mit Vanessa Wye vertraut gemacht. Die Handlung wird in zwei Zeitebenen aus der Gegenwart erzählt: Zum einem befindet man sich im Jahr 2000, in der Vanessa 15 ist, und zum anderen 2017, in der die 32jährige mit den Folgen des Missbrauchs zu kämpfen hat. Aber es sind nicht nur die Folgen, sondern die viralen Vorwürfe gegen Mr. Strane, der an ihrer Schule weitere Mädchen missbraucht haben soll. Als junges Mädchen hätte ich sie gerne geschüttelt, aber man darf nie vergessen, dass Mr. Strane das wahre Monster ist, welches genau wusste, wie er auf sie einreden kann. Mr. Strane war ein großartig ausgebauter Charakter. Man verfolgt langsam seine Entwicklung vom schamhaften strengen Lehrer bis zum 59 Jahre alten Mann, der stets einen Ausweg für seine Taten fand, damit er sich keine Vorwürfe machen muss. Angefangen damit, dass Vanessas schönen Gedichte mit dem Buch „Lolitat“ von Vladimir Nabokov als Geschenk von Mr. Strane enden. Von Vanessas Unschuld und ihrem Talent fühlt er sich angezogen, weshalb er oft ihre Nähe sucht und mit unangebrachten Komplimenten Vanessa in Verlegenheit bringt. Er ist ein rücksichtsloser Mensch, der seine Neigung über das Leben von Vanessa stellt, denn er merkt, wie sehr sie sich vermehrt zurückzieht und die Beziehung zu ihren Eltern in die Brüche geht. Gleichzeitig hofft er immer wieder auf Verständnis. Als sich dann weitere Mädchen melden, versucht er weiter auf Vanessa einzureden. Ich kann das Buch nur als Meisterwerk bezeichnen, denn es hat mich sowohl angewidert als auch fasziniert. Es fällt mir einfach schwer meine Gefühle in Worte zu fassen, aber es ist wichtig über solche Bücher zu sprechen. Die Einbringung von „Lolita“ und vielen anderen Gedichten war einfach großartig, denn es hat bewiesen, wie Mr. Strane seine Leidenschaft zu Minderjährigen ohne Worte ausdrückte. Ganz besonders war Schreibstil, denn die Autorin verzichtete auf Details vom Missbrauch, sondern legte den Fokus auf die Manipulation und die emotionale Abhängigkeit. Gleichzeitig löste sie bei der Beschreibung von Berührungen und Blicken in mir keinen Ekel aus. Während des Lesens hatte ich jede Szene klar vor Augen. Ich habe den Charakteren alles abgenommen, denn alle Handlungen wurden klar verdeutlicht, so dass man direkt im Geschehen war. Die Protagonisten wurden bis ins kleinste Detail sehr gut ausgearbeitet, wodurch keine Kritik wegen ihres Handelns auftreten könnte. Ich befand mich bezüglich Mr. Strane in Zwiespalt, da die Autorin seine Beweggründe und Gefühle glaubwürdig darstellte. Fazit: Es ist kein gewöhnliches Werk, sondern soll dem Leser die Augen öffnen. Bis heute hat sich die Geschichte um den Missbrauch vom Lehrer an seine Schülerin in mein Gehirn eingeprägt, weshalb es lange in meinem Gedächtnis bleibt. Das Schicksal von Vanessa hat mich bis ins Mark erschüttert. Trotz allem möchte ich zukünftige Leser warnen: Das Buch basiert nicht nach einer wahren Begebenheit, dennoch beschreibt die Autorin ein wichtiges Thema, welches Triggern kann! Daher bitte Vorsichtig sein.