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stefanie aus frei

Posted on 13.9.2020

Krimi mit sympathischem Pathologen und viel Provence-Flair Eine mumifizierte Leiche, die Provence im Herbst, der Verdacht auf das Wirken eines Serientäters und deutsch-französische Befindlichkeiten sind nur Teile der Zutaten zu diesem Buch, das der zweite Band einer Reihe um den aus Frankfurt stammenden Pathologen Leon Ritter mit französischer Mutter ist. Ich kannte Teil 1 nicht und konnte problemlos „einsteigen“. Warum Ritter nach Frankreich gegangen ist, wird im Laufe der Lektüre erklärt – er trägt zwar durchaus sein Bündel herum, ist aber angenehm entfernt vom gängigen Klischee des „beschädigten Ermittlers“ – er hat halt eine Vergangenheit mit einem Anteil an Tragik. Remy Eyssen versteht es, sowohl spannend zu schreiben – bezüglich des Täters habe ich im Verlauf der Lektüre mehrfach meine Meinung geändert und war letztlich trotzdem überrascht – als auch perfekt die Atmosphäre einzufangen. Sowohl über den Rosé der Region als auch über Pétanque, über die Landschaft und die kulinarischen Genüsse weiß er in einer Art zu berichten, dass ich bei der Lektüre am liebsten sofort losfahren wollte. Dabei wirkt die Schilderung auf mich nie wie eine reine Aufzählung oder gar belehrend, selbst die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich, die einen deutschen Leser sonst irritieren würden, vermag er quasi im Nebensatz kurz zu erläutern – so die unterschiedlichen Zuordnungen der verschiedenen Abteilungen der Polizei oder die Besonderheiten beim Grund- und Hausbesitz, die in der Handlung eine Rolle spielen. Es gibt eine anständige Anzahl an skurrilen Nebenfiguren aus dem Ort und sehr sympathische Hauptpersonen. Am besten gefällt mir Lilou, die aufgeweckte pubertierende Tochter der Kommissarin Isabelle Morell, bei der Ritter wohnt und mit der er beruflich oft zusammen arbeitet. Zu bemängeln hatte ich nur, dass es teilweise beim Lektorat Flüchtigkeitsfehler gegeben zu haben scheint (S. 19 „beide Auge“ statt beide Augen; S. 46 „und schließ nur noch wenige Stunden“ statt schlief usw.), auch gefällt mir nicht, dass bis auf die Kommissarin und Moma die meisten anderen Polizisten eher arrogante aufbrausende Selbstdarsteller sind – diese Häufung wirkt nicht wirklich nachvollziehbar. Insgesamt aber ein schöner Urlaubs-Krimi.

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