frauschafski
Gefangen zwischen Vergangenheit und Zukunft Ein eigentümliches Gefühl stellt sich bei der Lektüre gleich zu Beginn ein. Angekündigt als Dystopie, mischen sich auf merkwürdige Weise moderne Gegebenheiten mit solchen, die auch zu Zeiten des Dritten Reiches hätten herrschen können. Als würden sich Vergangenheit und Zukunft ständig wiederholen, aneinanderschmiegen und ihr Tribut von den Menschen fordern. Ein endloser Kreislauf des „Nichts gelernt“-Habens, von Fehlern, die immer wieder passieren. Der Mensch steckt fest in den Raunächten, wird von den immer gleichen Geistern heimgesucht, will sich verzweifelt befreien, nur um ein weiteres Mal an die Grenzen seines Seins zu stoßen. Ihr ahnt an meiner poetisch angehauchten Schreibweise, wie die Sprache im Buch ist. Aus opulenten Wortspielen kreiert die Autorin mit dem klangvollen Namen eine mystische, aber auch bedrückend bedrohliche Stimmung. Ihre lyrischen Wurzeln treten deutlich hervor. Und so findet sich manch wundervolles Sprachspiel, formvollendete Methapern und Allegorien. Es ist die Frage, ob das gefällt, denn unterm Strich wird damit die doch sehr karge Handlung in unendlich scheinenden Schnörkeln aufgebauscht, sodass sie sich über mehr als zweihundert Seiten streckt, ohne dass es vorangeht. Fazit: Liebhaber poetisch verzierter Sprache kommen hier auf ihre Kosten. Wer es lieber handfester mag, greift vermutlich eher zu einem anderen Buch. Ich stecke mit meiner Bewertung fest, wie die Figuren in den Raunächten.