sursulapitschi
Dieses Buch ist vieles gleichzeitig: komisch, bissig, berührend und zutiefst bedrückend. Arthur ist 22, hat einen Fehler gemacht, für den er im Gefängnis war. Nach abgesessener Strafe wieder Fuß zu fassen ist nicht leicht. Sein Bewährungshelfer scheint selbst Hilfe zu brauchen. In Rückblenden erfährt man nach und nach was passiert ist und wie es kam, dass Arthur im Gefängnis gelandet ist. Er ist eigentlich ein ganz normaler Junge… Anfangs ist dieses Buch ein großer Spaß. Birgit Birnbacher schreibt frisch, originell und wirklich witzig. Man muss aufmerksam lesen, aber man amüsiert sich. Arthur ist ein tragischer Held, gefangen in der Formalitätenfalle Österreichs. Je tiefer man allerdings schürft, desto bedrückender wird die Situation sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Man hätte ihm helfen müssen, diesem Jungen mit Problemen. Und jetzt möchte er nur alles richtig machen, hat aber das Gefühl, der vorgeschriebene Weg ist nicht zu schaffen. Kein Job ohne Zeugnis, keine Wohnung ohne Job, und Arbeitgeber möchten eine Adresse. Das schreit doch nach einer winzigen Urkundenfälschung. Ist man gezwungen, immer wieder den rechten Pfad zu verlassen, wenn man einmal vom Wege abgekommen ist? Hat man eine echte Chance oder sein Leben verwirkt, wenn der Lebenslauf ungewöhnliche Schlenker dreht? Das spielt Birgit Birnbacher hier sehr nachvollziehbar durch. „Ich an meiner Seite“ steht auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2020, ich bin gespannt. Ich finde Sprache und Thema des Buches durchaus preisverdächtig. Mir fehlt ein winziger Kick Sensationelles, um es grandios zu finden. Ein wirklich gutes Buch ist es auf jeden Fall.