stefanie aus frei
Toll die Auseinandersetzung mit dem Organspende-Thema - leider etwas schwach umgesetzt Ich verschenke möglichst nur Bücher, die ich selbst gut finde (vom Fachbuch für ein mir völlig fremdes Thema abgesehen). Dieses Buch war entsprechend als Geschenk gedacht – endlich nicht Vampir oder Werwolf. Nach meiner Erwartung aus dem Klappentext sollte es aber auch „mehr“ sein als „nur“ eine Liebesgeschichte dank der Verflechtung mit den wichtigen Themen Organspende und Trauer nach Verlusten. Das Buch ist leicht lesbar geschrieben – aber verschenken werde ich es nicht. Eher vielleicht „Beim Leben meiner Schwester“ von Jodi Picault, am besten Buch UND DVD, wegen des sehr unterschiedlich umgesetzten Endes gibt das viel mehr Anlass, über das Thema nachzudenken. Positiv ist, dass das Thema Organspende überhaupt angesprochen wird – und das durchaus mit einigen Details: zwingende lebenslange Einnahme von Medikamenten gegen Abstoßungsreaktionen, bleibende Ängste von Empfänger und teils auch Spender/-Nachkommen. Mia liebt Jacob bis zu dessen Unfalltod. Seine Organe werden gespendet. Mia sucht alle Empfänger kennenzulernen. Der Empfänger des Herzens meldet sich nicht. Sie sucht auf eigene Faust und findet ihn: Noah. Glaubhaft fand ich Noah: Von Mia glaubt er, dass sie nur ihn sieht, nicht seine Krankheits-Vorgeschichte, wie seine „alten“ Freunde oder die Familie. Er möchte gesund sein, endlich leben. Negativ sehe ich hingegen Mia: sie setzt sich über Noahs Wunsch hinweg, keinen Kontakt zu den Hinterbliebenen des Spenders haben zu wollen. Ihre Art der Trauer finde ich völlig überzogen – natürlich gibt es keine „Vorschrift“, wie lange Trauer dauern darf, aber ganz ehrlich: Noahs Mutter hat ihren Sohn im Jugendalter verloren. Wieviel schlimmer kann Mias Trauer sein? Mias Suche nach allen Empfängern wirkt auf mich besessen. Was, wenn ein Krimineller ein Empfänger ist – oder einfach nur jemand, den sie einfach überhaupt nicht mag? In der deutschen Übersetzung wurden sämtliche Namen der drei Protagonisten geändert, teils jedoch die zu den Originalnamen passenden Spitznamen (Noah) verwendet, was leider für Verwirrung sorgt. Es gibt sehr viele leere Stellen und sehr wenig Text in diesem Buch. Ansätze werden nicht ausgearbeitet, so als Noah sein Spenderherz riskiert: Gibt es einfach das Recht, so zu leben, wie man möchte (auch wenn das vielleicht nicht gesund ist), oder die Pflicht, vielleicht sogar eine Verantwortung gegenüber jenen, die Spender waren, Hinterbliebene sind, eventuell vergeblich auf ein Organ warten? Was wäre gewesen, wenn Empfänger trotzdem gestorben wären? Schade. Bei dem Schreibstil wäre so viel mehr Inhalt möglich gewesen.