stefanie aus frei
Überraschend anderes YA-Buch - mit Tabuthema statt nur High School-Kitsch Jeremy und seine Klassenkameradin Julia, beide 17, teilen wenig außer einem verbalen Dauerkleinkrieg – den führt sie allerdings auch mit fast allen anderen. Während der Quarterback des Highschool-Teams viele Freunde hat und besonders mit seinem besten Freund Max alles teilen kann, von Mädchen umschwärmt wird und trotzdem kein überheblicher Simpel ist, scheint Julia nur ihre einzige Freundin Grace zu haben und gute Schulleistungen. Beide Mädchen sind Außenseiter, vor allem Julia eckt an mit ihrer schroffen Art und damit, sich eher seltsam zu kleiden. Jeremy lebt in einem harmonischen Elternhaus, Julia – in ihrer persönlichen Hölle. Und auch das Leben ihrer besten Freundin verlief nie so, wie es hätte sein müssen. Jeremy zu Julia: „Zu viel Testosteron in deinem Körper, hm? Erklärt wohl das maskuline Erscheinungsbild.“ „Mhm. Halt diesen Gedanken lieber gut fest, denn es wird schon dunkel, und er sollte nicht allein in deinem Hirn unterwegs sein“, kontert sie und sieht zum dämmernden Himmel hinauf, um ihr Statement zu untermauern. Ich grinse und kratze mir den Nacken, weil ich diese Gespräche mit ihr wirklich immer amüsant finde. Ich mag es, dass sie sich nicht alles gefallen lässt.“ S. 63 Beide Mädchen haben als einziges wichtiges Ziel im Leben, endlich achtzehn zu werden und selbst über ihr Leben entscheiden zu dürfen. Das läuft auch alles so, bis Jeremy eines Nachts beinahe versehentlich Julia angefahren hätte und Julia sich seltsam verhält. Dann trifft Jeremy auf Julia in einer Situation, die sie einmal nicht vollständig unter Kontrolle hat: „Wie viel hat er gesehen, und was davon kann für mich gefährlich werden?“ S. 102 Nein, nicht „noch ein Highschool-Buch“, nicht noch ein cooler Footballstar (der hier gar nicht unbedingt den Football zur Lebensaufgabe machen möchte), der sich in das hässliche Entlein verliebt, das zum schönen Schwan mutiert, Sonnenuntergang, Happy End – nein. Ja, das Buch entspricht eher meiner, sorry, „Gruselkategorie“ Jugend/Young Adult, es gibt die klassichen Highschool-Zickerereien, einige "typische Figuren" (die eifersüchtige Ex-Freundinnen-Zicke beispielsweise), ansonsten beschäftigt sich der Roman aber mit gesellschaftlichen Problemthemen in ziemlich heftig-eindrucksvoller Weise. Es geht, unter anderem, darum, wie oft wir wegsehen, wie schwierig es sein kann zu vertrauen, wie wichtig Freundschaft und eine liebevolle Familie sind, wie sinnvoll ein zweiter Blick hinter die Kulissen sein kann, was Zivilcourage und Mut für ein Leben bedeuten. Dazu geht es um Werte, mal aus der familiären Erziehung, mal aus dem persönlichen Glauben, nichts davon überzogen oder mit der moralischen Keule. Ja, ich war einmal wieder überrascht davon, quasi wider Willen begeistert zu sein. Das Buch wechselt kapitelweise zwischen den beiden Protagonisten jeweils als Ich-Erzähler, ansonsten ist das Buch zwar teils harter Tobak, aber sprachlich leicht und flüssig zu lesen. Als Teenager hätte mir das auch schon sehr gefallen, allerdings eher nicht für sehr junge Teenager – man sollte vielleicht jemanden haben, mit dem man über das Buch sprechen könnte, mit dem man Lösungsansätze diskutiert. Ich fand das Buch eher emotional denn kitschig, besonders Julias schnodderiger Ton und die große Vorsicht beider Teenager vermeiden da ein Abgleiten. Die Beschreibungen der Footballspiele im Buch kann man auch problemlos überlesen ;-) Einziges Manko: es gibt einen Folgeband, den man für die gesamte Geschichte braucht, denn auch Jeremy hat eine Geschichte und die von Julia ist damit noch nicht zu Ende. Julia und Jeremy Band 1 ist dieser hier