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steffimgl

Posted on 11.9.2020

Nominiert für den deutschen Buchpreis 2020. 'Triceratops' von Stephan Roiss ist aus der Sicht eines Jungen geschrieben, der von sich immer in der Mehrzahl denkt. (Heißt statt 'Ich' 'Wir' und statt 'Mein' 'Unser' usw.) Dieser namenlose Junge erzählt aus seiner Kindheit und Jugend. Schon nach den ersten Kapiteln der Leseprobe war ich total gefesselt und fasziniert. Der Schreibstil ist ungewöhnlich und teilweise sehr bildlich, aber dennoch leicht verständlich. Wirklich was besonderes. Sehr beeindruckend fand ich wie der Autor es nicht nötig hatte auf bestimmte Dinge mit dem Finger zu zeigen. Er hat es dem Leser einfach hingelegt, damit man es selbst sieht. Und das tut man. Eine wirklich schöne Art mit dem Leser zu kommunizieren. Die Geschichte des Jungen hat mich von Anfang an tief berührt. Die Art wie Stephan Roiss uns in den Charakter sehen lässt, ist so einfach und doch unglaublich berührend. Ein- oder zweimal musste ich mir auch ein Tränchen verdrücken. Ich habe mit diesem Kind wirklich mitgelitten, aber auch andere Charaktere haben mich nicht kaltgelassen. Das Innenleben der verschiedenen Personen ist komplex und gut verständlich geschildert. Es gibt hier kein typisches Schwarz/Weiß-Gefüge auf die sich die Emotionen des Lesers stützen könnten. Die Geschichte hat keinen merklichen Beginn oder Abschluss. Die Grenzen sind fliessend, was mir in diesem Fall sehr gut gefallen hat. Man gleitet sachte hinein und wieder raus ohne Beginn und Ende an bestimmten Ereignissen festmachen zu können. Natürlich hätte ich mir ein sauber ausgearbeitetes Happy-End für unseren Protagonisten gewünscht, aber das hätte nicht gepasst. Stephan Roiss hat auf 200 Seiten ein emotionales und literarisch beeindruckendes Werk geschaffen, das den deutschen Buchpreis absolut verdient hätte. (Ich drück die Daumen!) Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich den bedrückenden Inhalt zutraut. Er ist es wert!

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