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nonostar

Posted on 11.9.2020

Nach dem Verschwinden ihrer Mutter zieht August mit ihrem Vater und dem kleineren Bruder nach Brooklyn. Dort lernt sie die drei Mädchen Angela, Gigi und Sylvia kennen und die drei werden unzertrennlich. Doch natürlich bleibt nichts für immer und als sie Jahre später zur Beerdigung ihres Vaters nach Brooklyn zurück kehrt, erinnert sie sich an ihre Kindheit und Jugend im Brooklyn der 70er Jahre. Woodson hat eine sehr poetische und perfekt abgestimmte Sprache, hier ist kein Wort zu viel, alles sitzt. Sie führt den Leser behutsam über die Seiten und drängt ihn doch zur Aufmerksamkeit, denn die braucht man, möchte man nichts verpassen. Hier ist kein Platz für's Abschweifen oder Gedanken nachhängen, man muss sich ganz auf August und ihre Geschichte(n) einlassen, muss darin versinken um alles aufnehmen zu können. Doch die Konzentration wird belohnt, denn man erhält eine gefühlvolle und berührende Beschreibung einer Kindheit zwischen Armut und Gewalt, die aber auch viel Liebe und Zugehörigkeit bereithielt, entgegen aller Unterschiede, die die Menschen sonst vielleicht trennt. August reflektiert und erinnert, sieht nun als erwachsene Frau vieles anderes und klarer, vieles jedoch noch immer gleich. Sie versteht Dinge besser und lässt den Leser an ihren Gedanken teilhaben, sie lässt eine Kindheit vor dem gheistigen Auge entstehen, die gar nicht so aussieht, wie man sich eine Kindheit im Getto Brooklyn's vorstellt. August erzählt von Hautfarbe, Rassismus, Freundschaft, Liebe, den ersten Erfahrungen, Enttäuschungen, Streit, Religion, Gewalt, Drogen, Angst und Selbstbewusstsein. Und das alles auf knapp 160 Seiten. "Ein anderes Brooklyn" ist ein Buch, dem ich viele Leser wünsche, denn es berührt und zeigt Figuren, die einem ans Herz wachsen. Einziger Kritikpunkt ist, dass ich mir am Ende etwas mehr Nähe gewünscht hätte, denn manchmal bleiben die Schicksale der Menschen etwas zu distanziert aus dem Blickwinkel, den August dem Leser gewährt.

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