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papierfliegerin

Posted on 10.9.2020

» 3.5 von 5 Sternen « Die dystopische Welt, die wir hier betreten, ist eigentlich gar nicht so weit entfernt von der unseren. Zumindest von den Begebenheiten unterscheidet sich die Zukunft kaum von der heutigen Zeit. Die Technik etc. scheint kaum weiterentwickelt zu sein, im Vergleich zu den heutigen Verhältnissen und auch die Städte und Regierungsformationen findet man auch im Jahr 2020 schon genau so oder so ähnlich vor. Sicher, manches ist vielleicht etwas weit hergeholt, aber keineswegs zu abgehoben, um wirklich einmal so zu sein. Dafür hat die Autorin einiges an Magie einfließen lassen und so einige interessante Elemente eingebaut, die dafür sorgen, dass die Handlung anregend bleibt. Schon der Einstieg in die Geschichte gelingt wunderbar leicht und man kann dem Geschehen, als Leser, problemlos folgen. Durch die Tatsache, dass wir erst einmal ein wenig Zeit bekommen, Malia kennenzulernen, beginnt dieser Auftakt noch verhältnismäßig ruhig, aber keineswegs langweilig. Malia zu ihrem Gentest zu begleiten, lässt uns gleich tief in den weiteren Verlauf des Buches blicken. Leider stellt sich dann aber doch recht schnell Ruhe ein und alles wirkt ein wenig in die Länge gezogen. Obwohl der Einstieg so vielversprechend schien, kamen dann doch sehr viele stereotypische Passagen, bekannte Elemente und ich verlor nach und nach ein wenig das Interesse an dem, was geschah. Besonders im mittleren Bereich wiederholten sich die Geschehnisse zum Tel und es war wenig spannend. Zwar keimte immer wieder kurz ein Spannungsfunke auf; besonders in Hinblick auf die Undurchsichtigkeit eines bestimmten Charakters, doch verglommen die stets recht schnell wieder. Sehr schade, ich bin mir sicher, da hätte man mehr rausholen können. So wie zum Beispiel zum Ende hin. Die gesamte Handlung nahm noch einmal Fahrt auf und es kam zu der ein oder anderen unerwarteten Wendung. Vivien Summer hat das Finale dieses ersten Bandes sehr schön insziniert, denn auch wenn vieles wieder sehr bekannt wirkte, schaffte sie es doch, mich an die letzte Stunde zu fesseln. Es gab Spannung, Action, überraschende Wendungen und einen Cliffhanger, der mich persönlich dazu animiert, dem zweiten Band auf jeden Fall noch eine Chance zu geben. Malia als Hauptfigur passt soweit ganz gut in die Geschichte. Sie ist sympathisch, liebenswert und es fällt einem nicht schwer, mit ihr mitzufiebern und mitzufühlen. Sie ist loyal und hilfbereit, ehrgeizig und mutig. Besonders in Hinblick auf ihre Familie gefiel sie mir umheimlich gut. Leider legt sie aber auch eine gewisse Naivität und Gutgläubigkeit an den Tag, was es stellenweise etwas schwer macht, sich so richtig mit ihr zu identifizieren. Ich hätte mir eine deutlichere, hervorstechendere Entwicklung gewünscht, sodass sie zwar am Ende immer noch Malia ist, aber eben reifer und in gewisser Form auch klüger. Nichts desto trotz waren ihre Handlungen und Gedankengänge in den meisten Fällen absolut doch nachvollziehbar und sie im allgemeinen eine liebenswürdige Persönlichkeit. Anders verhielt es sich bei Chris. Er war zwar auf seine eigene Art und Weise interessant und der einzige Charakter, der eine gewisse Undurchsichtigkeit an den Tag legt, doch so richtig erreichen konnte er mich nicht. Sein Verhalten wollte mir nicht immer einleuchtend und das Hin und Her, das nicht nachvollziehbar war, steigerte die Distanz, die ohnehin zwischen uns herrschte, nur noch mehr. Er wurde als der talentierte Ausbilder beschrieben, verhielt sich aber zumeist wie ein pubertärer Jungspund, der selbst nicht weiß, was er will. Dadurch blieb auch die Lovestory, die sich hier einen recht großen Platz in der Geschichte reservierte, eher blass und erreichte mich gefühlsmäßig nicht sonderlich. Da hätte mehr passieren sollen, um so richtig mitzufühlen und mitzuleiden zu können. Nebenfiguren, sofern sie überhaupt eine etwas tragendere Rolle spielten, waren ausreichend ausgearbeitet und größtenteils detailliert genug dargestellt, um sich ein Bild von ihnen machen zu können. Wie so oft war es dann einer der Nebenfiguren, der sich zu meinem Favorit mauserte und das wiederum spricht ja dann auch dafür, dass die Nebenrollen gut besetzt waren. Zum Schreibstil lässt sich im Allgemeinen nicht besonders viel sagen. Das Buch hat sich wunderbar lesen/hören lassen und wie oben bereits erwähnt, trifft man auf keinerlei Verständnisprobleme. Allerdings hebt sich der Stil auch nicht großartig von anderen ab, sondern wirkt sehr alltäglich und normal. Vivien Summer hat es dennoch geschafft, mir die Szenen bildhaft vor Augen zu führen und mich mit der erschaffenen Atmosphäre, die ohne jeden Zweifel spürbar ist, zu erreichen. Die Gliederung, in Form der recht kurzen, aber knackigen Kapitel spricht ebenfalls für die Autorin. Da die Geschichte rein aus Malia’s Sicht erzählt wird, bleiben die anderen Figuren eher undurchsichtig, was ich in diesem Fall aber wesentlich positiver wie negativer empfand. Die Spannung blieb dadurch aufrecht erhalten und als Leser fragte man sich ständig, was den anderen Figuren bei ihren Handlungen wohl durch den Kopf ging. Weitaus mehr Lob gibt’s dafür für die Sprecherin Lydia Herms. Sie liest die Geschichte sehr einnehmend, abwechslungsreich und authentisch. Ihre Stimmfarbe ist extrem angenehm und ihre Art zu Sprechen sehr zugänglich. Ich mochte die verschiedenen Tempi genau so wie die verschiedenen Spannungsgrade, die sie sehr deutlich herausgelesen hat. Damit hat sie, meiner Meinung, der Geschichte jede Menge Gutes getan und ihr zusätzliches Leben eingehaucht. FAZIT: Der erste Band der Elite-Reihe „Spark“ von Vivien Summer ist eine gelungene, unterhaltsame und zum Teil magische Geschichte. Trotz einiger stereotypischer Elemente und eines bekannten Aufbaus kann die Handlung, vor allem zum Beginn und gen Ende durchaus überzeugen. Leider wurde ich weder mit dem Hauptcharakter Chris noch mit der Liebesgeschichte so richtig warm, was dem Ganzen ein wenig den Wind aus den Segeln nahm. Dennoch kann ich mir, nicht zuletzt wegen des Cliffhangers an Ende, durchaus vorstellen, dass mich Band 2 mehr begeistern kann – versuchen werde ich es auf alle Fälle. Falls ihr gern dystopische Fantasy-Geschichten lest und auch mal über ein wenig „Standard“ hinwegsehen könnt, könnt ihr ruhig mal einen Blick auf diesen Auftakt werfen.

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