Tori
Der Roman "Queenie" folgt der gleichnamigen Protagonistin durch das chaotische Londoner Leben. Die junge Erwachsene hat Pleiten in Liebe, Job, Gesundheit und Familie einzustecken und muss sich als Tochter jamaikanischer Einwanderer zudem mit alltäglichen Vorurteilen und Diskriminierungen herumschlagen. Zu Beginn ist der Handlungsstrang ein wenig verwirrend, da immer wieder Flashbacks eingebaut wurden, die man erst während des Lesens als solche identifizieren kann. Man liest sich jedoch recht schnell ein. Queenie ist ein komplizierter Charakter--das wird im Laufe des Buches immer deutlicher. Sie hat selbstzerstörerische Tendenzen und die Beschreibung "Sie macht weiter, bis man schon gar nicht mehr dabei zusehen kann" trifft den Nagel auf den Kopf. Es wird erst noch viel schlimmer, bevor es besser wird. Beim Lesen dieses Buches wurde mir das erste mal richtig vor Augen geführt, wie unglaublich einseitig die Protagonisten in all den Büchern waren, die ich zuvor gelesen habe. Queenie ist eine starke schwarze Frau. Sie spricht über ihr Body Image, über ihr Haar, ihre Community und die Art und Weise wie (weiße) Menschen ihr Tag für Tag gegenüber treten, und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Man kann von diesem Buch unglaublich viele Dinge lernen, die in all den Büchern mit den immer gleichen, weißen, standardisierten Protagonisten mit glattem blonden Haar und schmaler Taille völlig untergehen--und sei es nur ein neues Bewusstsein dafür, was es bedeutet als BIPoC in einer weiß-dominierten Welt zu existieren. Dies ist zudem keine dieser Geschichten mit unrealistischem Happy End, bei dem sich alle Probleme, die dem Protagonisten noch Tage zuvor die Seele zerfressen haben, einfach in Luft auflösen. Vielmehr ist dies die Geschichte einer jungen Frau, die sich zwar eine Zeit lang selbst verloren hat, am Ende jedoch auf dem besten Weg ist, sich wiederzufinden. Dieses Buch endet in einem Neuanfang.