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wandanoir

Posted on 9.9.2020

Eine Krankengeschichte. Die Protagonistin braucht eine Organtransplantation. Und bekommt sie auch. Der Vater spendet eine seiner Nieren. Ein neues Leben ist möglich. Der Prozess des Krankeitsverlaufs und des Heilungsverlaufs wird nachvollziehbar und auch recht liebevoll erzählt. Dabei geht die Autorin manchmal auch assoziativ vor, hier eine Erinnerung, dort ein wenig Krankenkollegen, etwas Familiengeschichte, Freunde, Gedanken, Pläne und Alltag. Bleibt aber weitgehend bei sich. Mit dem Problem der Organspende an sich befasst sie sich höchstens am Rande "es ist eine emotionale Sache". So what? Dumm ist, dass mich die Erzählerin nicht die Bohne interessiert. Die Protagonistin schlüsselt ihre chaotische Familiengeschichte nicht auf. Die Eltern haben sich früh getrennt, den Vater hat sie seit fünfzehn Jahren nicht gesehen, die Mutter hat einen anderen Lebensgefährten, die Schwester hatte Krebs. Hallo! Das sind Dramen über Dramen. Das macht doch etwas mit einem. Doch im Buch werden diese Dinge nur in Nebensätzen erwähnt und Basta. Da es die Autorin nicht schafft, ihre besondere Krankengeschichte (sicher sind wir empathisch, aber hier handelt es sich um einen Roman und nicht um ein Kaffeekränzchen unter Freunden) ins Allgemeine zu holen, bleibe ich desinteressiert. Fazit: Normale Krankengeschichte, die sicherlich von Interesse ist für diejenigen, die eine ähnliche Krankheit haben. Doch die Autorin vermochte es nicht, mich entweder für sich selber als Betroffene zu erwärmen, noch mir ganz allgemein die Problematik des Wartens auf eine Organspende näher zu bringen. Kategorie: Unterhaltung. Erfahrungsbericht. Verlag: Berlinverlag, 2019

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