gwyn
Der Anfang: «Der Kaiser ist tot!› Seit Stunden hatten sie in Schnee und eisigem Wind auf diesen Ruf gewartet. Hunderte Männer in Rüstung, viele der Edelsten des Reiches, versammelt vor der erbärmlichen Hütte, die zum Sterbeort Lothars von Süpplingenburg geworden war.» Dezember 1137: Lothar von Süpplingenburg, der Kaiser, ist tot. Bereits zu Lebzeiten bestimmt er seinen Schwiegersohn zum Nachfolger: den Welfen Heinrich den Stolzen. Doch sofort bricht ein erbitterter Kampf um die Thronfolge aus. Fürsten und Klerus wollen ihren Einfluss geltend machen, den Welfen am Boden sehen, ihm sämtliche Macht entziehen. Und so wird durch eine ausgeklügelte Intrige Konrad von Staufen zum Kaiser gewählt. Denn man wählt den Kaiser, niemand kann sich herausnehmen ihn zu bestimmen. Es sind zwar nicht viele Fürsten anwesend, doch gewählt ist gewählt. Konrad ist nun Kaiser, eine Krone, die er nicht gewollt hat – und Heinrich der Stolze besitzt die Insignien. Wird Heinrich sich das gefallen lassen? «Ganz gleich, wie sich die Dinge entwickeln: Du wirst der Neffe des künftigen Königs sein – ob es nun Heinrich aus dem Hause Welf oder Konrad aus dem Hause Staufen sein wird. Beider Frauen heißen Gertrud, also wird es eine Königin Gertrud geben, so viel ist auch sicher. Und von jetzt an wird es niemand mehr wagen, dich den Sohn eines Geächteten zu nennen. Die das taten, werden bald vor dir zu Kreuze kriechen. Genieße den Anblick! Von nun an bist du der Neffe des Königs.» «Doch jetzt war sie Kaiserinwitwe; fast fünfzig Jahre alt, fett und schmerzgeplagt. Und sehr bald, vielleicht schon heute, würden Menschen auf den Plan treten, die ihr die Stimme verbieten wollten – weil Frauen nichts galten. Nur Lothar verdankte sie es, dass sie an seiner Regentschaft teilhaben durfte. Jetzt lag er tot auf diesen rauen Brettern.» Wettiner, Staufer, Askanier, Bayern, Slaven, Schweden und Welfen eine Menge Intrigen und Schachzüge bestimmen den Lauf der Geschichte. Wem muss man die Treue halten? Wer wird die Krone letztendlich tragen? Wem ist man verpflichtet, schon aus verwandtschaftlichen Gründen. Wohl überlegt muss jeder Fürst sich für eine Seite entscheiden – oder sie auch mal wechseln. Schnell ist man selbst entmachtet, wenn man auf der falschen Seite steht. Mächtige Frauen, ziehen im Hintergrund die Strippen, junge Mädchen werden verheiratet, um Bündnisse zu schließen. Der Krieg beginnt. Der Spielmann Lukian ist eine der wenigen fiktiven Person in diesem Roman, ein Spion und Überbringer von Nachrichten, als Zweck, Hintergrundwissen einzuflechten. Das ist sehr gut gelungen. Akribisch recherchiert und faktenreich, verpackt in eine spannende Handlung, präsentiert Sabine Ebert in diesem Mehrteiler den Aufstieg von Kaiser Barbarossa – der hier im ersten Band nur am Rande agiert, jung und noch bartlos. Staufer gegen Welfen, Fürsten und Klerus zündeln, Slawen rebellieren an den Ostgrenzen, da sie ihre Kultur beibehalten wollen, sich nicht christianisieren lassen wollen. Im Buch hat man die Chance, über Stammbäume der beteiligten Familien und ein Glossar die Personen tiefgehender zu verfolgen. Das Hörbuch ist anstrengend, da ein Bataillon Personal eingesetzt ist – historisch korrekt. Doch wenn man aufpasst, kann man der Geschichte gut folgen. Insgesamt hätte ich mir eine andere Perspektive gewünscht, nämlich mehr Raum für den Erzähler. Die Kapitel tragen jeweils in der Überschrift die Perspektive und den Ort der Handlung. Der Roman ist ziemlich dialoglastig – und darum funktioniert die Perspektive nicht immer. Natürlich soll der Leser Hintergrundwissen erhalten – der Erzähler transportiert das wunderbar. Leider gibt es hier einen Dialog nach dem anderen – Protagonisten erzählen Dinge, die sie real nicht von sich geben würden – Wissen des Protagonisten und des Dialogpartners. Das ist schlichte Informationspolitik für den Leser und wirkt irreal und gestelzt. Aber insgesamt sind die Charaktere gut dargestellt, authentisch. Wer sich für diese Zeit interessiert, wird ein faktenreiches Lese- bzw. Hörvergnügen haben. Sabine Ebert war als Journalistin und Sachbuchautorin tätig und begann aus Passion für deutsche Geschichte, historische Romane zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden. Ihr Debütroman «Das Geheimnis der Hebamme» wurde von der ARD als Event-Zweiteiler verfilmt und in einer Theaterfassung auf der Felsenbühne Rathen uraufgeführt. Mit dem Romanzyklus «Schwert und Krone» tritt sie in die Zeit der Staufer ein. «Meister der Täuschung», «Der junge Falke», «Zeit des Verrats» und «Herz aus Stein», ist ein Vierteiler über die Zeit von Barbarossa. Sabine Ebert lebt und arbeitet nach vielen Jahren in Freiberg und Leipzig nun in Dresden.