Patricia
Zugegeben, ich bin bei diesem Werk vom Oberchinesen etwas zwiegespalten. Ging es anfangs noch sehr interessant los mit einer vielversprechenden Entwicklung der Handlung, fand ich mich nach ca. 150 Seiten in einer zähen Erzählung über Physik und Waffenentwicklung wieder. Und der lässt sich nur bedingt folgen. Es ist wie in der Trisolaris-Erzählung: jeder, absolut jeder Charakter hat etwas mit Wissenschaft am Hut. Selbst die Piloten verstehen, was dort bequatscht wird. Es wird immer abstrakter, physikalischer, aber auch faszinierender. Wenn man nämlich einen Aspekt verstanden hat, erscheint der Rest nur cooler. Unglücklich beschrieben fand ich den ganz plötzlich eingeschobenen Krieg. Er war einfach da. Von heute auf Morgen. Vollkommen logisch erklärt. Und das ist auch das Hauptmanko des Buches, nämlich Logik. Alle Zusammenhänge sind in sich logisch, die Reaktionen der Charaktere, ihre Aktionen und Reaktionen, alles logisch. Aber mir fehlten die überzeugenden Gefühlsregungen und Gespräche. Es war einfach zu viel des Logischen. Zum Schluss hat der Herr Autor dann meiner Meinung nach wirklich alles gegeben, was den Ausgang des ganzen Kriegs-Waffen-Physik-Breis betrifft. Auch wenn wieder einmal logische Erklärungen in Gespräche reingehämmert wurden. Quasi eine Erzählung in einer Erzählung. In einem hochemotionalen Moment. Stellt euch einen dramatischen Dialog in einem Musical vor und dann singen beide über ihre Vergangenheit. So läuft das bei Cixin Liu häufig ab. Es nimmt der zweifelsfrei unrealistischen Welt den letzten Funken Quasi-Realismus. Es war gewaltig, keinesfalls an den Haaren herbeigezogen, aber der distanzierte, überkorrekt förmliche Umgang der Charaktere ist nach wie vor sehr befremdlich und nimmt der Geschichte etwas die Spannung.