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SternchenBlau

Posted on 7.9.2020

Ground Patrol an Major Tom Wer eine aufmunternde Lektüre mit Tiefgang haben möchte, ist bei dieser Reise zum Mars richtig aufgehoben. (Oder ein oder ein schönes Hörerlebnis, ich habe das Buch als ungekürzte Lesung von Simon "gelesen".) Die Ground Patrol, die den latent depressiven, auf alle Fälle aber sehr griesgrämigen Thomas Major wieder mehr Lebensmut gibt, ist in erster Linie die Familie Ormerod: Oma Gladys, Teenagerin Ellie und der 10jährige James, die sich alleine durchschlagen müssen, obwohl bei Gladys die Demenz immer mehr durchschlägt. Die Hintergründe werden im Buch nach und nach aufgedeckt. Und wie diese Geschichten der verschiedenen Charaktere zwischen dem Heute (2017) und den Jahrzehnten zuvor sich ineinander schieben, macht einen großen Reiz des Romans aus. Autor David M. Barnett wird dabei immer wieder poetisch: "Die Erinnerung glänzt wie ein Stern in der Nacht.“ Astronaut Thomas Major landet über ein Iridiumtelefon zufälligerweise bei Gladys. Und irgendwie kommt er dann nicht mehr richtig von der Familie los, obwohl er eigentlich ein misanthroper Griesgram ist, der auch seine eigentliche Ground Patrol ziemlich auf die Palme bringen kann. Die Dramödie ist an einigen Stellen mit Augenzwinkern überzeichnet, wenn Major die Britisch Space Agency z.B. dazu bringt, ihn überhaupt auf diese Mission zu schicken. Oder die Verknüpfung von David Bowie mit der Mission. Dann schlägt die Härte des Lebens wieder zu. Das fügt sich weitgehend zu einer sehr witzigen Dramödie, das Drama steht also etwas mehr im Vordergrund als die Komödie. Irgendwie musste ich auch an britische Sozialkomödien wie „Ganz oder gar nicht“ oder „Kick it like Beckham“ denken. Ich kann mir zwar recht früh ausmalen, dass der griesgrämige Astronaut der Familie helfen wird und sich zum Besseren läutern wird, wie das alles passiert hat mich trotzdem sehr bei Laune gehalten. Die Verknüpfung mit der Musik- und popkultureller Geschichte passt sehr gut ins Genre. Die ernsten Themen erklären, was die Charaktere in jene Stellen im Leben gebracht, an denen wir ihnen nun begegnen. Der Erzählton nimmt diese Schicksalsschläge ernst, dennoch möchte ich hier die Warnung nicht vernachlässigen. CN / Content Note: Mobbing, Verlust eines Kindes in der Schwangerschaft, Tod eines Kindes, Tod durch Unfall, diverse problematische Beleidigungen, Stalking, das etwas verharmlost wird, Geldsorgen, drohende Wohnungslosigkeit, Xenophobie einer Hauptfigur Manchmal wurde es mir zu flapsig (Pupsen spielt immer mal wieder eine Rolle), allerdings nicht bei den Schicksalsschlägen. Die sexistischen, homosexuellenfeindlichen und rassistischen Beleidigungen werden zwar im Kontext abgelehnt, Worte wie „Sch*chtel“, „Schl*ampe“ und gar das N-Wort (einmal) brauche ich aber wirklich nicht. Mit Delil gibt es zwar eine tolle Schwarze Nebenfigur, aber wie er Allie am Anfang nachspioniert hat schon was von Stalking. Das wird zwar auch so klassifiziert, aber dann gleich wieder auf die nette Schiene gebracht. In der Summe sind das die Gründd, warum ich einen Stern abziehe. Das Hörbuch ist von Simon Jäger sehr charmant gelesen. Gerade die Interpretation von Nan Gladys ließ mich immer wieder schmunzeln. Das Hörbuch hat mich einfach sehr gut unterhalten. Fazit Herzerwärmend und witzig mit ein paar Abstrichen. 4 von 5 Sternen.

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