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Dreamworx

Posted on 5.9.2020

Ein Mutterherz gibt niemals auf 1973 freut sich Ricarda Raspe mit ihrem Verlobten in Dresden auf die Geburt ihres ersten Kindes, doch dann erlebt Ricarda einen Alptraum, denn nach einer angeblichen Totgeburt wird ihr aufgrund von DDR-Vorschriften der Abschied von ihrem Kind nicht gewährt. Ricarda ist völlig verzweifelt, glaubt sie doch nicht daran, dass ihr Kind nicht mehr lebt, sondern verdächtigt ihren eigenen Vater, ihr Kind von ihr fern zu halten, indem er es zur Adoption freigegeben hat. Polizist Thomas Rust, dessen Frau ebenfalls kurz vor der Entbindung steht, bekommt Wind von der Sache und folgt seiner Spürnase, doch wird es für ihn bald sehr gefährlich, stochert er doch in Dingen herum, die die Stasi unbedingt bedeckt halten will. 17 Jahre später im Jahr 1989 sucht die junge Claudia Behling ihre leibliche Mutter. Kommt am Ende doch zusammen, was von Beginn an zusammengehörte? Frank Goldammer hat mit „Zwei fremde Leben“ nicht nur den optimalen Titel für seinen Roman gefunden, sondern spiegelt mit einer mitreißenden Handlung die Zustände in der damaligen DDR wieder, deren Bürger immer wieder von der Stasi manipuliert und malträtiert wurden. Der flüssige, bildhafte und fesselnde Schreibstil bugsiert den Leser mit wenigen Worten auf eine Zeitreise in die jüngste Vergangenheit. Der Autor spielt im Verlauf seiner Handlung mit wechselnden Zeitebenen, so dass der Leser sowohl Ricarda und ihr Leben kennenlernt als auch das Leben der jungen Claudia. Die Verzweiflung Ricardas, ihre unablässige Suche nach ihrem Kind sowie ihre dadurch zerbrechende Ehe und ihre Einsamkeit sind sehr anschaulich beschrieben. Bewundernswert dabei ist, wie sehr sie an ihrer Überzeugung festhält, obwohl sie nie wirklich beweisen kann, dass ihre Vermutungen stimmen. Auch die Sicht auf Claudia lässt den Leser nicht kalt. Das junge Mädchen steht innerhalb ihrer Familie ständig unter Druck, das Verhältnis zur Mutter ist besonders schwierig. Ihr Ausbruch aus dieser Zwangsjacke ist nachvollziehbar, ihre Abwanderung in den Westen nach dem Mauerfall praktisch vorhersehbar. Obwohl die Geschichte die damaligen Verflechtungen der Stasi sehr gut wiedergibt und die Handlung einiges an Spannung verspricht, kommt diese leider nicht wirklich zum Tragen. Zu sehr liegt das Hauptaugenmerk auf den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen der DDR. Dabei beinhalten die Themen Kindesentzug und Zwangsadoption einiges an Sprengstoff, der hier leider nicht richtig zur Zündung kommt. Die Charaktere sind mit ihren menschlichen Ecken und Kanten recht lebendig und glaubwürdig in Szene gesetzt, jedoch bleibt der Leser immer am Rand und baut keine große Nähe zu ihnen auf, was dem Lesevergnügen aber nicht schadet. Ricarda ist eine liebende und verzweifelte Mutter, deren Leid gut zu spüren ist. Ihre ausdauernde Suche nach ihrem Kind fordert nicht nur viele Opfer von ihr, sondern auch all ihre Kraft, um nicht in völlige Mutlosigkeit zu versinken. Da wünscht man sich als Leser geradezu, dass ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt werden, damit sie endlich zur Ruhe kommt und ihrem eigenen Kind in die Augen blicken kann. Thomas Rust ist ein intelligenter, ehrlicher Mann mit einem Pokerface, zudem mit einer besonderen Spürnase und der nötigen Neugier ausgestattet, die sich auch nicht ausschalten lässt, als sich die Gefahr über ihm zusammenbraut. Claudia ist auf der Suche nach ihren Wurzeln. Das Verhältnis zu ihren Adoptiveltern ist schwierig, so richtig zuhause fühlt sie sich nicht. Die Suche nach ihrer leiblichen Mutter zwingt sie dazu, schnell erwachsen zu werden und für sich selbst Verantwortung zu übernehmen. „Zwei fremde Leben“ ist eine beeindruckende Geschichte, die sich so bestimmt auf die eine oder andere Weise so zugetragen hat. Noch heute gibt es viele Frauen, die nach ihren verschwundenen Kindern suchen. Ein unterhaltsamer und nachdenklich stimmender Roman, dem leider die Spannung etwas verloren geht. Verdiente Empfehlung

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