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Geistesgift

Posted on 4.9.2020

Wer sich für Umweltschutz interessiert – oder für Geschichte, Soziologie oder irgendein anderes Feld, das die Frage bearbeitet, wie der Mensch sich in der Welt verhält, kommt an einem gewissen Punkt nicht drum herum, sich mit der Gedankenwelt indigener Völker zu beschäftigen. Robin Wall Kimmerer war hierfür für mich der beste Einstieg, den ich mir hätte wünschen können. Sie schreibt mit einem umfassenden – kulturellen und wissenschaftlichen – Wissen und immer so persönlich und liebevoll, dass die Lektüre von Braiding Sweetgrass selbst schon Teil der Heilungsprozesse ist, die sie immer wieder anspricht. Kimmerer versteht sich darauf, indigenes Wissen mit botanischem und ökologischem zu verflechten. Sie erzählt aus ihrem Leben und den Traditionen amerikanischer Ureinwohner_innen und ihre Beziehung zur nichtmenschlichen Welt. Was können uns Pflanzen lehren? Wie haben indigene Völker mit dem Land in Balance gelebt? Welche gesellschaftlichen Strukturen hat diese Weltsicht hervor gebracht? Obwohl sie die Gefahren von Klimawandel nie relativiert, schafft sie es, dass ihre Begeisterung und Liebe für ihre Umwelt ansteckt und zumindest mich hoffnungsvoll zurück lässt. Im Kern zieht sich die Frage "Was heißt es, ein Mensch zu sein?" durch das Buch und letztendlich sind wir an einem Punkt in der Geschichte angekommen, an dem wir lange und gründlich über diese Frage nachdenken sollten. Kimmerer gibt die Antworten, die ihre Kultur sie gelehrt hat. Ich habe viel von diesem Buch gelernt.

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