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stefan182

Posted on 4.9.2020

"Die Perelandra-Trilogie" vereint drei Science-Fiction-Romane von C.S. Lewis miteinander ("Jenseits des schweigenden Sterns"; "Perelandra" und "Die böse Macht"). Die Trilogie ist vergleichsweise abwechslungsreich und jeder der Roman hat etwas Spezielles, das ihn von den anderen unterscheidet. Buch 1: "Jenseits des schweigenden Sterns" Inhalt: Zwei skrupellose Wissenschaftler kidnappen den Philologen Ransom und fliegen mit ihm zum Planeten Malakranda (dem Mars), wo sie Ransom den Seroni, einem humanoiden Volk des Planeten, opfern möchten. Ransom kann sich auf Malakranda befreien, findet Unterschlumpf bei den Hross (einem anderen humanoiden Volk) und lernt die Oyarsa, göttliche Wesen, die es auch mal auf der Erde gab, kennen. Persönliche Meinung: Lewis erschafft in "Jenseits des schweigenden Sterns" eine schöne, originelle Welt. Malakranda ist eine zerklüfftete Landschaft mit eigenen mythologischen Gestalten, die mit drei unterschiedlichen humanoiden Arten bevölkert ist. Jede der drei Arten hat eine besondere Funktion im Gesellschaftsgefüge (die Hross sind z.B. die Dichter; die Pfilftriggi Handwerker). Ransom verbringt die meiste Zeit bei den Hross, sodass wir deren Leben am ausführlichsten kennenlernen. Hierbei thematisiert Lewis auch philosophische Fragen: Die Gedanken der Hross zu Leben, Tod, Ehre und Beziehung sind zunächst anders und ungewohnt, sobald man die Sichtweise aber näher kennengelernt hat, erscheinen sie als berechtigte Alternativen zu "unseren" Gepflogenheiten. Der Schreibstil von Lewis ist dabei sehr detailliert, lyrisch und bildgewaltig, sodass man sich den Planeten sehr gut vorstellen kann. Auch philologisch ist der Roman interessant: Man erhält Einblich in die Art und Weise, wie Ransom sich die fremden Sprachen aneignet. Am Ende finden sich zwei schöne Wendungen: Durch die Oyarsa wird ein Bezug zur Erde hergestellt und zuletzt wird eine Authentizitätfiktion eingebaut. Insgesamt hat mir der erste Teil der Trilogie am besten gefallen. Er ist rund, erschafft eine schöne Welt und erinnert insgesamt am meisten an den Lewis, den man aus der Narnia-Reihe kennt. Buch 2: "Perelandra" Inhalt: Nach den Ereignissen von Band 1 muss Ransom auf einen neuen Planeten reisen, um die Humanoiden, die dort gerade erst erschaffen worden sind, vor dem Einfluss des Bösen zu schützen. Ziel ist diesmal nicht der Mars, sondern Perelandra, die Venus. Persönliche Meinung: Wie schon im ersten Band ist auch in "Perelandra" eine originelle Welt erschaffen worden. Diesmal ist der Planet ist dauernder Bewegung und es gibt nur wenige Flecken "Festes Land". Besonders interessant ist, dass diesmal Lewis direkt als Figur aufgetreten ist, die Teil der Handlung ist. Die Humanoiden auf Perelandra sind erst vor Kurzem geboren worden, sodass nur ein weibliches und ein männliches Wesen existiert. Daraus wird ein Adam-und-Eva-Setting entwickelt, wobei besonders der Sündenfall behandelt wird. Es existiert ein Verbot für "die Frau" und eine Figur (ein alter Bekannter), die "die Frau" in Versuchung führen möchte. Ransoms Part ist es, "die Frau" von der Versuchung abzuhalten. Dementsprechend ist "Perelandra" sehr dialoglastig: Hauptsächlich wird zwischen den drei Parteien argumentiert, inwiefern man nun das Verbot übertreten dürfe oder nicht. Dabei werden teilweise auch tiefschürfende theologische Fragen in Parabelform diskutiert, was das Lesen häufig trocken und zäh machte. Lewis will hier dezidiert belehren und unterrichten wodurch der unterhaltende Faktor zurücktrat. "Perelandra" war für mich der zähste der drei Bände, durch den ich mich am meisten durchkämpfen musste. Buch 3: "Die böse Macht" Inhalt: Edgestow, Vereinigtes Königreich. N.I.C.E, das National Institute of Coordinated Experiments, möchte den Bragdon-Wald dem Bracton-College abkaufen. Der Sage nach, soll dort ein mächtiger Magier beerdigt worden sein. Während Mark begeistert von der Idee ist, da er von N.I.C.E. ein Jobangebot erhalten hat, wird seine Frau Jane von seltsamen Alpträumen, die das Institut betreffen, heimgesucht. Persönliche Meinung: Handlungsort ist diesmal die Erde. Ransom ist zwar nicht der Protagonist, allerdings später eine wichtige Figur. Die Handlung ist aber mehr oder weniger losgelöst von Band 1 und Band 2. Besonders Mark ist mit seiner Mischung aus Geltungsbedürftigkeit, Mitläufertum und Unsicherheit differenziert dargestellt. Mehrmals erhält man Einblicke in die instabile Psyche Marks, die ihn in die Arme von N.I.C.E. treibt. N.I.C.E. selbst ist ein System Kafkascher Prägung: Mark versucht immer weiter in das Institut bzw. das System, für das er eventuell arbeiten möchte, vorzudringen, wird aber schon bei so grundlegenden Dingen wie der Bezahlung oder dem tatsächlichen Arbeitsgebiet abgewimmelt. Die Vorgesetzten geben sich dabei entweder feindselig, dubios oder dümmlich und nichts scheint in diesem System schriftlich fixiert, sprich: fest und sicher, zu sein. N.I.C.E. hat mich dabei insgeamt sehr an das Schloss in Kafkas gleichnamigen Roman erinnert. Behandelt wird auch in "Die böse Macht" der endzeitliche Kampf des Guten mit dem Bösen, wobei das Ende des Romans folgerichtig apokalyptische Züge annimmt. Interessant ist auch, dass eine Figur aus dem Artusstoff eine Rolle spielt, die einerseits als rückständig und andererseits als hochintelligent charakterisiert wird. "Die böse Macht" ist der längste der drei Romane, wobei er sich aber am zügigsten Lesen lässt. Viele spannende Ideen sind hier eingebaut worden, wobei ich allerdings manchmal den Eindruck hatte, dass einzelne Fäden zu schnell zu einem Ende gebracht worden sind.

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