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bookish.yvonne

Posted on 3.9.2020

"Die Vegetarierin" von der südkoreanischen Autorin Han Kang wurde im Original als drei separate Novellen veröffentlicht und dann zu einem Roman zusammengestellt. Der erste Teil hat mich vollkommen in seinen Bann gezogen! Hauptsächlich, weil mich der egoistische und sexistische Ehemann konstant aufgebracht hat. Seine Frau nimmt extrem ab, weil sie einfach auf alles Tierische verzichtet und nicht auf eine ausgewogene Ernährung achtet, und seine größte Sorge ist, dass sie keinen Sex will?! [TRIGGERWARNUNG: Vergewaltigung und Suizid] Ich weiß gar nicht, was ich an dem Ehemann am schlimmsten finde. Die schlimmsten Vorfälle sind aber definitiv, dass er sich durch ihren Gesichtsausdruck gestört fühlt, als er sie mehrmals vergewaltigt, weil sie so schaut, als hätte sie schlimme Erfahrungen gemacht und dass er nach Yeong-hyes Suizidversuch Ekel empfindet... Ihr Ehemann verkörpert auf erschreckende Weise den unterdrückenden Pa­t­ri­ar­cha­lis­mus, denn es scheint ihn nur zu interessieren, dass seine Ehefrau nicht mehr wie früher "funktioniert". Dann kommt noch ihre Familie hinzu, bestehend aus ihren Eltern, einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder. Sie alle haben kein Verständnis für ihre Ernährungsumstellung, also zwingen sie Yeong-hye dazu Fleisch zu essen. Die Essens-Szene zeigt dabei wunderbar die hierarchische Familienstruktur in Südkorea. Die Kinder haben den Eltern zu gehorchen, insbesonders dem Vater, denn sie wollen nur das Beste für dich und ansonsten ist man nicht pietätvoll. Der zweite Teil ist aus der Sicht von Yeong-hyes Schwager geschrieben und offenbart den Leser*innen seine sexuelle Obsession mit Yeonghye und benutzt sie um seine künstlerische Vision wahr werden zu lassen. Kurz darauf haben sie eine Affäre miteinander, die von der älteren Schwester aufgedeckt wird. Im dritten Teil erfahren die Leser*innen aus der Perspektive der älteren Schwester, dass Yeong-hye mittlerweile in einer Psychiatrie ist und sie die einzige ist, die sich noch um sie sorgt. Diese beiden Teile zeigen verstärkt wie sehr sich Yeong-hye immer mehr gegen ihre unterdrückende Umgebung wehrt. Letztendlich träumt sie von einem Leben als Baum, um allem zu entfliehen. Ein intensives Buch mit einem puristischen Schreibstil, das verstört und zum Nachdenken anregt.

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