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stricki

Posted on 3.9.2020

Indien aus Sicht eines kleinen Jungen, der in einer Großstadt in den Slums lebt. Wo plötzlich immer mehr Kinder verschwinden. Zuerst ist das alles noch ein großes Abenteuer für Jai, der gerne ein berühmter Detektiv wäre wie seine Helden aus dem Fernsehen aus Police Patrol. Auch seine Freunde ermitteln begeistert mit. Deepa Anappara entführt in das heutige Indien, wo Armut und Reichtum Tür an Tür leben, die Slumbewohner erledigen die niedrigen Arbeiten für die Hifi-Menschen in den abgeschotteten Hochhaustürmen, deren Luxus für sie unerreichbar ist. In einfacher Kindersprache erzählt sie vom Leben im Basti, ohne Strom und fließend Wasser, und mit kaum genug zu Essen. Die Eltern arbeiten rund um die Uhr, selbst die Kinder nehmen jeden Job an, den sie kriegen können. Oder sie erledigten die Hausarbeit. Über allem liegt ein fieser gesundheitsschädlicher Smog, die Ärmsten der Armen leben und arbeiten auf der Müllkippe. Für Kinder und vor allem für Mädchen oder Frauen ist es lebensgefährlich, bei Dunkelheit oder alleine das Haus zu verlassen. Die Slumbewohner, die Nachbarn halten zusammen. Aber auch hier gibt es Unruhen und Diskriminierung der muslimischen Bevölkerung. Die Polizei und die Politiker sind korrupt. Die Gesellschaftskritik spielt sich im Hintergrund ab, vordergründig ist die spannende Geschichte der verschwundenen Kinder. Richtiggehend traurig, wie der tapfere kleine Jai erkennen muss, dass er kein echter Detektiv ist, sich die Puzzleteilchen aber immer weiter zusammensetzen. Es kommt zu Krawallen, die Armen stürmen einen Wohnblock der Reichen, der an ihr Basti angrenzt. Die Geschichte ist durchsetzt von indische Begrifflichkeiten, was meinen Lesefluss immer wieder störte, was dem Ganzen aber auch eine gewisse Intensität und Exotik verlieh. Insgesamt eine starke Geschichte, die mich sehr berührte und die ich gespannt verschlungen habe.

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