ginnykatze
„Tu, was getan werden muss.“ Von Migräneanfällen nach ihrem neurologischen Eingriff geplagt, befindet sich Tempe Brennan in einer Phase, die sie ständig überlegen lässt: Ist das wahr oder Fantasie, was ich gerade sehe, fühle oder glaube? Diese Frage zieht sich durch das ganze Buch. Sicher ist Tempe eine intelligente Frau, aber das Aneurysma ist ja nach wie vor in ihrem Kopf. Die Angst bleibt real. Als sie eine anonyme Nachricht mit Fotos einer verstümmelten Leiche auf ihr Handy geschickt bekommt, fängt sie an zu „ermitteln“. Sie verlässt dafür den vorgeschriebenen Dienstweg und geht ins Institut und in den Obduktionssaal. Heimlich bringt sie Material und Fotos an sich, denn die neue Chefin, Dr. Margot Heavner, ist kein Fan von Tempe. Brennan informiert Detective Slidell und zusammen stellen sie Vermutungen auf und bringen Wahrheiten zu Tage, die man sich in seinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen kann. Zitat Seite 326: „Slidells Gesicht sah aus wie zerknitterte Wäsche, die auf die Maschine wartete.“ Doch immer wieder brechen Zeugen ein oder verschwinden einfach und sichere Vermutungen erweisen sich als Sackgasse, aber Tempe und Slidell lassen nicht locker. Als dann in Brennans Haus eingebrochen wird, ist klar, dass sie dem finalen Schlag ganz nahe sind. Fazit: In Temperance Brennans 19. Fall „Das Gesicht des Bösen“ nimmt uns die Autorin Kathy Reichs mit in die drückende Hitze von Charlotte, North Carolina. Das gelingt ihr sehr gut und sofort bin ich mitten drin und das Kopfkino fängt an zu laufen. Der Schreibstil ist, wie gewohnt, sehr gut lesbar. Auch hier wieder kommen sehr viele ärztliche Ausdrücke oder berufsbedingte Fremdwörter, die der Laie überhaupt nicht einsortieren kann, ins Spiel. Man gewöhnt sich dran, obwohl ich das in keinem Buch richtig gut finde. Die Charaktere beschreibt die Autorin tiefgründig, so dass ich die guten, wie auch die fiesen Figuren, sehr gut verinnerlichen kann. Zitat Seite 83: „Der Mann hatte buschige Haare und war sehr groß, fast zwei Meter. Der Stummel einer Zigarre steckte in einem Mundwinkel. Eine Remmington 870 lag in seinen Händen. Deren Finger lang genug waren, um einen Asteroiden zu umfassen.“ Tempe kennen wir ja schon aus den vielen Vorgängerbüchern, hier wirkt sie aber zerbrechlich und oftmals desorientiert. Ein ganz anderer Charakterzug an ihr, die doch sonst so taffe Frau mal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Leider ist das mit der Spannung nicht so, wie ich es erwartet hatte. Anfangs doch schon auf einem hohen Level, fällt sie dann schnell ab und blitzt nur immer mal wieder durch. Ja ich muss sagen, zwischendurch kam bei mir Langeweile auf. Vor allem wenn es um Brennans Fantasien, ihre seitenlangen Interpretationen über das für und wider ihrer Träume oder Wahrheiten ging. Ich musste mich selbst anstupsen, um weiterzulesen. Das Ende war dann aber der Kracher und löste das ganze Szenario fast vollständig auf. Es scheint aber weiterzugehen, denn so ganz wurde nicht alles entschlüsselt. Zitat Seite 421: „Aber eins war sicher. Slidell und ich würden nicht aufhören aufmerksam hinzuschauen.“ Die Sternevergabe ist mir wirklich schwergefallen. Zwischendrin tendierte ich zu 3 Sternen, aber das Ende hat dann doch meine Meinung geändert und so gibt es dann doch 4 Sterne und eine Leseempfehlung.