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susan kon

Posted on 1.9.2020

Die 90er Jahre in Shanghai erinnern an die 90er in Osteuropa mit ihren Widersprüchen zwischen Kapitalismus und vergangenem Sozialismus. Wer niemandem hat, der von den neuen Zeiten profitieren kann und helfen kann, ist ärmer dran als zuvor. Dazu kommt, dass die politischen Parolen in China sich so oft gewechselt haben, dass es viele Familie gibt, die in mindestens einer Phase zu denen gehörten, die bestraft wurden. Die beengten Wohnverhältnisse in den Reihenhäusern, die ab Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jhdts gebaut wurden, erinnern an die Wohnverhältnisse in den Industriestädten Europas Ende des 19. Jhdts. Nicht nur der Mord im Roman wurde in einem der Zimmer eines solchen Reihenhauses verübt. Dazu kommt, dass der Oberinspektor Chen in einem Nebenjob ein Projekt zur Modernisierung von so einer Reihenhaussiedlung für einen Investor übersetzen soll. So gibt es Überschneidungen zwischen Übersetzungsprojekt und Mordermittlung. Praktisch, dass so auch die Assistentin für das Übersetzungsprojekt bei der Mordermittlung helfen kann. Die Hauptermittlung leistet allerdings Hauptwachtmeister Yu, v. a. durch Befragung der Hausbewohner und des Nachbarschaftskomittees. Seltsam allerdings, dass dem Hinweis auf den jungen Verwandten, der mal kurz zu Besuch bei der Ermordeten war, erst so spät nachgegangen wurde. Da auch in einem Buch, dass die Ermordete veröffentlicht hat, Hinweise auf das Motiv liegen könnten, unterstützt auch Yus Frau, die gerne liest, die Ermittlungen. Seltsam auch, dass erst so spät nach einem Manuskript des schon lange verstorbenen Geliebten der Ermordeten gesucht wird. Durch die Andeutungen, die erst später aufgegriffen werden, kann man allerdings gut mitraten bei diesem Krimi.

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