Lena von fuddelknuddels Bücherregal
Whisper Network hat mich neugierig gemacht, als es zum Erscheinen häufig auf Social Media auftauchte und viele begeisterte Stimmen laut wurden, wie wichtig und aktuell dieses Buch doch sei. Ich dachte mir, es könnte interessant sein, und wollte vor allem mitreden und mir meine eigene Meinung bilden können. Allerdings bin ich etwas zwiegespalten. Im Verlauf des Buches hatte ich bald nach Startschwierigkeiten eine relativ klare und positive Meinung zur Geschichte, die jedoch nach diesem Ende ins Wanken kam. Die genannten Startschwierigkeiten, die sich teils durch das ganze Buch zogen, waren die Art und Weise, wie die Kapitel eingeleitet wurde. Es wird zunächst aus einer allumfassenden Wir-Perspektive berichtet, die wohl (plump und ganz grob zusammengefasst gesagt) die arbeitende weibliche Bevölkerung darstellen soll. Mich haben diese Absätze zu Beginn des Buches noch verwirrt, dann fasziniert, irgendwann aber genervt, weil ich einfach keinen Mehrwert in ihnen erkennen konnte. Gefühlt war es jedes Mal das Gleiche, was darin stand, (es waren größtenteils auf sarkastische und leicht verbittert anmutende aber auch schonungslos ehrliche Art und Weise verfasste Berichte und Fakten über das Arbeitsleben als Frau oder auch Mutter) sodass ich sie irgendwann teils überflogen habe, bis dann später im Kapitel die Schilderung über eine der Protagonistinnen losging. Ich will nicht sagen, dass diese Abschnitte nicht wichtig sind, zweifelsohne sind sie das. Aber mich hat das konkrete Geschehen, der Plot, der Fortgang der eigentlichen Handlung einfach viel mehr interessiert, ich wollte trotz dieser manchmal zähen Anfänge des Kapitels unbedingt wissen, wie es weitergeht. Ich für meinen Teil kann weder nachvollziehen, wie es als Mutter, noch wie es als arbeitende Frau ist. Aber ich finde, dass durch den relativ nüchternen und abgeklärten Schreibstil der Autorin die Gefühle, Handlungsmotive und Gedanken der Figuren deutlich geworden sind, selbst wenn ich sie nicht immer zu 100% verstehen konnte. Man bekommt zudem leider von keiner der Hauptfiguren Erzählungen aus der Ich-Perspektive zu lesen, was dafür gesorgt hat, dass ich emotional etwas außen vor geblieben bin und ich mich, vielleicht auch aufgrund des Alters und der fortgeschrittenen Lebensplanung der Frauen, nicht mit ihnen identifizieren konnte und wollte. Interessant war es jedoch, dass viele verschiedene Arbeiterinnen zu Wort kommen, sodass man die unterschiedlichsten Schicksale und Leben präsentiert bekommt, die jedoch alle auf eine Art und Weise miteinander verbunden sind. In diesem Buch werden in der Tat wichtige Themen zur Sprache gebracht, es geht zum einen um Gleichberechtigung und zum anderen um sexuelle Übergriffe an Frauen am Arbeitsplatz oder im Arbeitsleben. Es geht darum, dass Frauen sich nicht alles gefallen lassen müssen, nur weil sie jemandem unterstellt sind, von dessen Beziehung zu ihnen ihre Karriere abhängt. Es geht darum, dass man aufstehen und sich wehren kann, sollte, muss. Es geht darum, dass man, wenn man Seite an Seite steht, mehr erreichen kann, als wenn man allein mit einem übermächtigen Gegner konfrontiert ist. Doch gerade im Bezug auf all diese wichtigen Messages, die zumindest ich aus dem Buch herausgelesen zu haben glaube, verstehe ich das Ende der Geschichte nicht. Oder ich verstehe es, aber finde es nicht komplett passend. Ich kann ehrlich gesagt auch gar nicht genau benennen, was ich stattdessen lieber gehabt hätte, aber für mich fühlte sich die Geschichte nicht rund an. Mein Fazit: Ein Buch mit an und für sich wichtigen Themen, die auch stark umgesetzt wurden, mit dessen Ende ich jedoch nicht auf einen grünen Zweig komme. Gelegentlich zähe Stellen in der Erzählung und fehlende Sympathie zu den Protagonisten bringen das Buch leider nur auf 2,5 bzw. gerundet 3 Sterne, obwohl ich die Geschichte im Grunde genommen spannend fand.