Anja
Vorab möchte ich erstmal erwähnen, dass dies der erste historische Roman ist den ich je gelesen habe. Warum mich das Buch allerdings so neugierig gemacht hat war der Fakt das es in Paris spielt, dazu kommt das es um die Liebe geht.Für mich als großer Paris Fan ist das also die perfekte Mischung. Da "Der Schwan" von Zelda Carascar im Jahr 1789 zur Zeit der französischen Revolution spielt, hatte ich die Befürchtung das ich mit dem Schreibstil gar nicht klar kommen könnte. Daher war ich also überrascht wie leicht sich der Roman doch lesen lässt. Generell ist der Schreibstil der Autorin einfach nur ein Traum. Selbst wenn man kein Mensch ist der in Büchern Zitate markiert, hier solltet ihr euch auf jeden Fall Post-its bereit legen. Dieses Buch ist gefüllt mit wunderschönen Sätzen die ich mir am liebsten an meine Wand hängen würde. Ab und an gab es allerdings Wörter die mir unbekannt waren. Für diesen Fall gibt es jedoch hinten im Buch ein Glossar in welchem Begriffe, Orte oder auch bekannte Persönlichkeiten die hier erwähnt werden genauer erklärt werden.Wovor ich auch etwas Angst hatte war die Befürchtung das es viel zu politisch sein könnte. Politische Aspekte gibt es durchaus, diese nehmen aber keinen großen Teil des Buches ein. Ziemlich früh ist mir außerdem auch aufgefallen das der Roman bei 322 Seiten (ohne Glossar) nur 6 Kapitel hat. Ich persönlich bin eher ein Fan von kurzen Kapiteln und dachte daher, dies könnte durchaus ein kleiner Kritikpunkt sein. Da diese aber nochmal in kleinere Kapitel und verschiedenen Abschnitten unterteilt sind war das dann aber auch kein großes Problem für mich. Allerdings hätte ich mir gewünscht das gekennzeichnet wird aus welcher Sicht man gerade liest. Da man aus vier verschiedenen Perspektiven liest, war es für mich ohne Kennzeichnung ab und an etwas verwirrend. Normalerweise würde an der Stelle jetzt eine kleine Inhaltsangabe kommen, aber um ehrlich zu sein fällt mir das echt schwer. Ich glaube hier geht es auch weniger um die Geschichte an sich, sondern eher um die Frage " Was ist Liebe?" Wir haben da einmal Valentine die eine ziemlich romantische Vorstellung von der Liebe hat und auch fest davon überzeugt ist diese auch schon in ihrem Verlobten gefunden zu haben. Auf der anderen Seite haben wir Etien, den Herzog, der der Meinung ist wahre Liebe gibt es nicht, dass die Heirat nur eine Sache zum Zweck ist und Gefühle vergänglich. Beide haben also komplett andere Ansichten davon. Ich persönlich konnte mich mit beiden Seiten identifizieren, was alles für mich nochmal etwas spannender gemacht hat. Es war fast so als wäre Valentine der Engel und Etien der Teufel auf meinen Schultern.Ich muss zugeben, dass ich noch lange nach beenden des Buches darüber nachgedacht habe. Jedoch glaube ich, dass man nicht weiß was wahre Liebe ist bis man sie gefunden hat. Im allgemeinen ist "der Schwan" sehr philosophisch angehaucht. Was ist Liebe? Was ist der Sinn des Lebens? Was bedeutet Glück? Mir hat das sehr gut gefallen, da ich selber oft über all diese Sachen nachdenke. Antworten findet man auf diese Fragen natürlich nicht. Wie auch? Ich bin ja davon überzeugt das es darauf auch gar keine Antworten gibt. Zumindest nicht eine bestimmte für die Allgemeinheit. Jeder hat andere Vorstellungen vom Leben, andere Ziele und ich glaube wenn man diese erreicht hat oder auf dem Weg dorthin etwas gefunden hat das einem das Gefühl gibt angekommen zu sein, dann hat man den Sinn des Lebens gefunden. Aber jetzt erstmal was zu den Charakteren. Zu Valentine und Etien habe ich ja schon etwas erzählt. Wenn ich sage die beiden zusammen sind einfach ein großes Desaster, dann klingt es schlimmer als es gemeint ist. Ich mochte die beiden ziemlich gerne, was besonders daran lag das die beiden sich ein Schlagabtausch nach dem anderen geliefert haben. Valentines Schlagfertigkeit und ihre Reaktionen auf bestimmte Situationen waren definitiv ein Highlight für mich. An Etien mochte ich seinen Kampfgeist aber auch diese Verwirrtheit die er an den Tag gelegt hat. Er weiß er fühlt etwas für Valentine hat aber keine Ahnung was er damit anfangen soll, daher waren seine Handlungen schon irgendwie nachvollziehbar. Die Entwicklung der beiden war auch einfach schön und witzig zugleich mit anzusehen. Neben Valentine und Etien haben wir noch zwei weitere Charaktere die erfahren was die Liebe für sie bedeutet. Sebastian und Charlotte waren mir beide auch von Anfang an sympatisch. Vor allem die Art wie Sebastian und Etien um die Frauen kämpfen war göttlich und eine Mischung aus "ich möchte mir das Buch ins Gesicht schlagen" und " warum bin ich nicht auf die Idee gekommen?" Charlotte ist eine sehr gebildete junge Frau die viel Wert auf ihre Unabhängigkeit legt. Dank ihr wurde auch hin und wieder das Thema Gleichberechtigung angeschnitten. ja was das Ende angeht dazu sag ich jetzt erstmal gar nichts, außer das dies einer der besten Plottwists war die ich jemals gelesen habe. Ich habe das Ende fünf mal lesen müssen, weil ich immer dachte ich habe das lesen verlernt und bilde mir einfach nur irgendwas ein. Da dies der erste Teil einer Trilogie ist freue ich mich jetzt schon riesig auf den zweiten Teil, welcher nächstes Jahr erscheinen wird. Mein Fazit: Ich hätte niemals gedacht, dass mich ein historischer Roman so begeistern könnte. Ein Buch welches definitiv zum nachdenken anregt, für einige Lacher sorgt und den Leser am Ende geschockt zurück lässt. 4,5/5 Sterne