Ladybug
Wuthering Times – am Ende leider nur ein laues Lüftchen Sheridan Grant steht kurz vor ihrer Hochzeit mit Paul Sutton, als sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Sie kehrt in ihre alte Heimat und will ihre zweite Chance nutzen. Doch das erweist sich als gar nicht so einfach, denn es sind noch alte Rechnungen offen … Gleich vorweg – ich habe die ersten beiden Bände der Reihe (noch) nicht gelesen. Das tut der Sache aber keinen Abbruch, denn man findet auch ohne Vorkenntnisse bestens in die Story. Nach den Taunus-Krimis ist es schon ein derber Umschwung in die Staaten, zu einem ganz anderen Lebensstil, einer quasi anderen Welt. Vielleicht empfinde ich deshalb auch die Beschreibungen als etwas ausufernd und teils sehr pathetisch. Die Dicke des Buches ergibt sich nicht zuletzt aus sehr detaillierten Beschreibungen so einiger Szenen. Das ist für einige vielleicht ein dicker Pluspunkt, ich selbst mag es lieber, wenn meiner Phantasie auch ein wenig Raum gelassen wird. Manche Entwicklungen werden ebenfalls für meinen Geschmack ein bisschen zu ausführlich und detailliert geschildert. Dennoch – das Buch entwickelt einen erstaunlichen Sog. Nur mal eben reinschnuppern oder ein wenig lesen geht irgendwie nicht. Wenn man das Buch in Händen hält, dann liest man auch erst mal und lässt sich nicht mehr ablenken. Insofern hat Frau Neuhaus alles richtig gemacht. Das ist lebendiger und fesselnder, als die Taunus-Krimis und damit hat sie Pluspunkte bei mir gewonnen. Leider verliert sie diese dann aber ab der zweiten Hälfte des Buches, denn da verliert sich der Weg der Story und man fragt sich, was denn nun eigentlich erzählt werden soll. Es gibt einfach zu viele Themen, die die Autorin mit einbauen wollte. Die Protagonistin ist gerade 21 – aber ganz oft liest es sich, als sei sie mindestens Mitte 30. Gut, sie hat so einiges hinter sich, dennoch finde ich es erstaunlich, wie ihr Umfeld sie behandelt und sie selbst sich darstellt. Das hat mich dann an einigen Stellen schon ein wenig ins Stolpern gebracht. Auch stellt sich lange die Frage, wann die Story denn eigentlich spielt. Als dies klar wird, kommt ein weiteres Thema ins Buch und da war bei mir dann leider der Geduldsfaden gerissen. Alles wird oberflächlich angerissen und auch, wenn Frau Neuhaus im Nachwort von Recherche spricht, merke ich da kaum etwas davon. Gerade das Musikbusiness ist ein großes, tiefes Thema und sie fliegt flach darüber. Vergewaltigung, Mord, Beihilfe, Vertuschung von Straftaten, 9/11, Veruntreuung, Liebe, der Weg zum Erfolg, Einsamkeit usw. – mir scheint, die Autorin hat einfach zu viel ins Buch packen wollen und sich dabei verlaufen. Manche Zeitschritte waren auch zu groß, um das Buch stimmig zu machen. So schön sich die erste Hälfte las, obwohl mir die Anhaltspunkte zur Zeit, in der sie spielt, fehlte, so oberflächlich und schluderig kam mir die zweite Hälfte vor. Streckenweise ist auch ganz tief in die Klischee-Kiste gegriffen worden, gekrönt von ordentlich Kitsch. Zudem sind manche Szenen einfach „drüber“. Als Krönung hat sich die Autorin ansatzweise auch im Genre des „New Adult“ versucht, zumindest mit den angedeuteten Sex-Fantasien. Mir war das alles ein zu bunter, unsortierter Mix. Das ist so schade und lässt für mich leider nur drei Sterne übrig.