Profilbild von mrs.misery

mrs.misery

Posted on 28.8.2020

Dieser Jugendroman ist ein toller Einstieg in die Gruselwelt! Als LeserIn dieses Buches wird man gleich zu Beginn in eine schauderhafte Situation geworfen: Jack betritt in einem dunklen Haus durch eine knarzende Tür einen Raum, in dem viele Gestalten um einen großen runden Tisch sitzen.  JedeR von ihnen hat eine einzelne Kerze vor sich stehen, die das Gesicht des einzelnen Gastes nur schemenhaft erahnen lässt.  Der 13. Stuhl an diesem Tisch ist noch frei.  Er ist vorbestimmt für Jack, der überhaupt nicht weiß, was mit ihm geschieht. Wer sind diese Menschen? Was soll er in dieser Runde? Wo ist er überhaupt? Dann beginnt sich das Karussell zu drehen: Ein Gast nach dem anderen erzählt eine Geschichte. Von modern bis klassisch, von Mord und Rache.  Reihum bis Jack endlich versteht, dass auch er seine Geschichte zu erzählen hat.  Für Kinder und Jugendliche (ab 12 Jahren laut Verlag) ist dieser Geschichtensammlung ein wunderbarer Einstieg.  Denn die Geschichten werden nur so gruselig, wie es der eigene Kopf zulässt.  Shelton lässt der Fantasie der LeserInnen hier den Vortritt. Hat man beispielsweise den Film "The Others" mit Nicole Kidman gesehen, hat man natürlich auch sehr präzise Vorstellungen davon, wie gruselige Gestalten im Halbdunkeln um einen sonst leeren Tisch sitzen.  Leider ist für meine Begriffe keine Beziehung zu den Charakteren möglich.  Viel zu wenig erfahren wir über sie und vor allem auch über Jack. Das ist sehr schade, denn so kommt in Bezug auf die einzelnen Figuren kein Mitfühlen zustande. Dies ist aber auch sehr schwierig, ob der geringen Seitenanzahl. Schließlich wollen auf nur 300 Seiten 13 gruselige, voneinander völlig unabhängige Geschichten untergebracht werden.  "Der 13. Stuhl" ist daher mehr als eine Sammlung von kleineren Geschichten zu verstehen, die in einem jugendgerechtem Rahmen eingebettet sind. Ähnlich wie Edgar Allan Poes Kurzgeschichten, sind auch diese Storys etwas, für den kleinen Hunger nach Grusel zwischendurch.  Auch die Sprache ist dieser Zielgruppe angepasst. Eine einfache, klare Ausdrucksweise, die ohne plastische Beschreibungen der eigenen Fantasie freien Lauf lässt.  Besonders gelungen ist m.E. das Layout dieses Titels.  Jedes Kapitel steht für einen der 13 Geschichtenerzähler und beginnt mit einem liebevoll gestalteten Seite (siehe Foto). Am Ende jeder Geschichte werden die LeserInnen dann wieder zurück in die illustre Runde geleitet, bei der eine Art "Moderator" zum nächsten Gast führt. So ist die Erzählstruktur sehr übersichtlich und verwirrt nicht, was ich persönlich für Kinder- und Jugendbücher sehr wichtig finde.

zurück nach oben