manjolla
Nach einem tragischen Unfall erwacht Johnny aus dem Koma. Die vielen Jahre der Bewusstlosigkeit haben ihm nicht nur die Vitalität, sondern auch einen Teil seines Lebens geraubt. Gleichzeitig wurden neue Kräfte in ihm aufgeweckt: Er kann manchmal die Zukunft sehen. "Dead Zone. Das Attentat" ist ein Horror-Roman von Stephen King und gilt als erstes Buch des berüchtigten Castle-Rock-Zyklus. Meiner Meinung nach zeigt hier der - damals junge - Autor, dass er Geschichten und Figuren auf unnachahmliche Weise zum Leben erweckt. Thematisch greift Stephen King den Horror der Realität auf. Abseits vom übernatürlichen Gebaren zeigt er, welche Auswirkungen jahrelanges Koma auf den Betroffenen und die Angehörigen hat. Johnny war fünf Jahre 'weg'. Auf den ersten Blick mag das gar nicht so lang scheinen, doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, welches Ausmaß diese Zeitspanne einnimmt. Protagonist Johnny kämpft mit den physischen Konsequenzen. Die Muskeln sind verkümmert, Sehnen und Bänder haben ihre Geschmeidigkeit eingebüßt. Es fehlt die Kraft, kleinste Verrichtungen selbstständig durchzuführen. Obwohl das Koma hinter ihm liegt, steht ihm eine nervenaufreibende Zeit bevor: Operationen, Physiotherapie, der Weg zurück ins Leben, wenn er ihn überhaupt zu gehen vermag. Psychisch wirkt sich der leibliche Zustand ebenfalls aus. Wie gesagt, es ist aufreibend, den Körper nach dem jahrelangen Stillstand in Schwung zu bringen, teilweise sogar aussichtslos. Hinzu kommt, dass sich die Welt in fünf Jahren ein gutes Stück weiterdreht. Beziehungen sind zerbrochen, Menschen haben die Hoffnung aufgegeben, innovative Erfindungen sind mittlerweile alltagstauglich und in Politik sowie Gesellschaft hat sich viel getan. Obwohl es ein Horror-Roman ist, geht King auf dieses realistische Grauen ein. Johnny wurden fünf Jahre gestohlen, die er nie mehr zurückbekommt. Dabei beschreibt der Autor viele Facetten und veranschaulicht Details - ohne in seinem gründlichen Erzählstil langweilig zu werden. Ganz im Gegenteil! Die Spannung ist auf jeder Seite, der Horror macht sich zwischen den Zeilen breit, und das Grauen greift aus dem Roman heraus. Die Handlung ist nicht auf Johnnys Koma, Erwachen und dem Weg zurück ins Leben beschränkt. Protagonist Johnny - dem so viel genommen wird - bekommt ein Geschenk, das er gar nicht haben will. Er kann manchmal in die Zukunft sehen, und versteht, dass er eine Aufgabe zu erledigen hat. Der gesamte Roman steuert auf diese Aufgabe zu, die nicht weniger ist, als die Menschheit zu retten. Minutiös spinnt King eine Spirale aus detaillierten Ereignissen, die sich allesamt auf den letzten Akt der Handlung zubewegen. Dabei beginnt es bereits in Johnnys Kindheit, zieht sich über seine Beziehungen zu Eltern, Freundschaften, über die Zeit im Koma und die gruseligen Erfahrungen danach. Stephen Kings Erzählstil ist dabei derart einnehmend, dass man sich kaum von Johnnys Schicksal lösen kann. Sämtliche Figuren sind tiefgründig, vielschichtig und wahrhaftig - dass ich allein davon Gänsehaut kriege. Protagonist Johnny ist sympathisch, er ist auf eine authentisch wirkende Weise heldenhaft, und einfühlsam gestrickt, dass man von Anfang an mit ihm leidet. „Dead Zone. Das Attentat“ zählt für mich zu den besten Büchern, die ich von Stephen King gelesen habe. Thematisch ist der Horror nah an der Realität gebaut und lässt durch übersinnliche Elemente das Gruseln spüren. Wahrhaftige Figuren, fühlbare Beziehungen und vielschichtige Zusammenhänge vereinen sich zu einem unvergesslichen Horror-Werk.