manjolla
Wow, was für ein Buch! Ohne den Film zu kennen, brannten sich die Bilder, die King in diesem Roman erschafft in meinen Kopf. Ich war total gefesselt, von der düsteren Atmosphäre des Overlooks, von den schaurigen Dingen, die Danny immer wieder sieht und von der Familie, die langsam an sich selbst und dieser unbekannten Kraft, die das Hotel verbreitet, zerbricht. Ich fühlte mich selbst gefangen im Overlook und konnte den Wahnsinn verstehen, der sich langsam unter der Familie Torrance breitmacht. Stephen King ist ja eigentlich dafür bekannt, dass seine Bücher langsam beginnen und man einige Zeit braucht um hereinzukommen. Das ging mir bei Shining jedoch gar nicht so, da der kleine Danny, der ein besonderes Gespür für das Verborgene hat, schon ziemlich zu Beginn von einer schrecklichen Vision heimgesucht wird. So hatte mich die Spannung der Geschichte bereits am Anfang gepackt. Was aber dazu führte, dass es mich völlig fesselte und, was das Buch für mich, gerade im Horrorgenre zu etwas ganz besonderem macht, sind die Charaktere. Gäbe es nicht die king-typischen Horror-Aspekte in dieser Geschichte, könnte man den Roman fast als Familiendrama deklarieren. Jack Torrance hat nämlich, ganz ohne Geister und andere übernatürliche Erscheinungen, mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen: einer schwierigen Kindheit, einer Alkoholsucht und allem was daraus bereits resultierte. Die Familie Torrance sieht in diesem Job in dem malerischen abgelegenen Hotel eine Chance auf einen Neuanfang. Zunächst macht es auch den Anschein, dass alles gut werden würde. Doch irgendwann kommt der Punkt, wo die Abgeschiedenheit von einer gefühlten Freiheit zu einem beängstigenden Zwang wird. Das alleine würde schon als Stoff für ein psychologisches Familiendrama reichen. Und genau das ist es, was mich an dem Buch so fasziniert hat. Jack Torrance, ein Familienvater und trockener Alkoholiker, der abwechselnd in Selbsthass und Schuldgefühlen versinkt und im nächsten Moment diese Abneigung auf seine Familie überträgt. Wendy Torrance, eine Frau, die vieles erträgt, nur weil die Alternativen noch schlimmer wären und Danny, der die Gefahr erkennt, sie aber nicht einordnen kann und dem aber vor allem nichts mehr Angst macht, als dass seine Eltern sich trennen könnten. Wenn dann noch übernatürliche Elemente hinzukommen, die die Unsicherheit, Angst und Verzweiflung nähren, hat man wahren Horror. Ich habe jedenfalls mit der kleinen Familie mitgefiebert und nur gehofft, dass alles irgendwie gut ausgeht, was schnell immer unwahrscheinlicher erscheint.