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Lenislesestunden

Posted on 28.8.2020

Florida, Anfang der 1960er: Der sechzehnjährige, schwarze Elwood lebt mit seiner Großmutter in ärmlichen Verhältnissen und bekommt die Nachteile, die ihm durch seine Hautfarbe entstehen, jeden Tag zu spüren. Er ist intelligent, ehrgeizig, fasziniert von den Reden Martin Luther Kings und beginnt, sich gegen Rassismus zu engagieren. Als er das Unglaubliche erreicht hat, nämlich Kurse am College besuchen zu dürfen, und dorthin trampen möchte, steigt er in einen gestohlenen Wagen, wird verhaftet und in die "Besserungsanstalt" Nickel Academy gebracht. Was sich dort abspielt und Elwood widerfährt, ist schwer zu ertragen, und ich musste das Buch zwischendurch immer mal wieder aus der Hand legen, weil ich nicht weiter lesen konnte. Weiße und schwarze Jungs werden im Nickel getrennt, Misshandlungen der Schwarzen, zum Beispiel durch Auspeitschen, gehören zum Alltag, und immer wieder kommt es vor, dass ein Junge verschleppt wird und nie wieder auftaucht. Trotzdem entwickeln sich auch Freundschaften und Elwood tut alles dafür, um seine moralischen Prinzipien nicht aufzugeben und durchzuhalten, ganz so, wie Martin Luther King es in den Reden sagt, die er stets im Kopf hat. Es wird nicht nur Elwoods Geschichte erzählt, sondern es kommen auch immer wieder wie nebenbei die Hintergrundgeschichten anderer Insassen oder der Wärter ans Licht. So ergibt sich nach und nach ein Bild des Nickels und seiner Bewohner. Dass diese Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, die Colson Whitehead akribisch recherchiert hat, macht sie nur noch eindrücklicher und wichtiger. Erschütternd, aufrüttelnd, spannend und schmerzhaft. Ich möchte euch unbedingt ans Herz legen, "Die Nickel Boys" zu lesen!

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