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mrs.misery

Posted on 26.8.2020

Wer schon einmal verliebt war, kennt vielleicht auch das Gefühl der Eifersucht. Für viele gehört das einfach dazu und für die anderen schließen diese Gefühle sich gegenseitig aus. Für Elisabeth gehört Eifersucht zu ihrem Leben wie das Amen in der Kirche. Denn sie ist unsterblich in Nate verliebt und würde wahrscheinlich ihre rechte Niere verkaufen um ihm nahe zu sein. Die gemeinsame Zeit und die Erinnerungsfotos erinnern sie jeden Tag daran, dass Nate ihr absoluter Traummann ist.  Problematisch ist jedoch, dass Nate und Lily schon lange kein Paar mehr sind und Lily das einfach nicht wahrhaben will. Sie stellt ihm nach, sucht mit ihrem Zweitschlüssel in seiner Wohnung heimlich nach Hinweisen auf eine neue Beziehung und beobachtet jeden seiner Schritte. Als Pilot ist Nate viel unterwegs, natürlich umzingelt von bildschönen Frauen. Doch Lily hat einen perfiden Plan geschmiedet, wie sie ihrem Märchenprinzen nah sein kann: Sie wird Flugbegleiterin und kann Nate auf diesem Weg beweisen, dass sie die perfekte Freundin ist. „The perfect Girlfriend“  beschreibt das absurde Leben einer Frau, die krankhaft versucht, einen Mann an sich zu binden. Obwohl die Protagonistin wohl alles andere als eine Sympathieträgerin ist, baut man als LeserIn schnell eine tiefe Verbindung zu ihr auf. Das beginnt bereits im Prolog, als eine traurige Kindheitserinnerung geschildert wird, die vermutlich auch Ursache für ihre psychische Störung ist. Besonders spannend ist es deswegen, eine solche Story nicht aus der Sicht des Opfers zu lesen, sondern aus der Perspektive der Stalkerin. Ihre Handlungen, so krankhaft sie auch sein mögen, erscheinen plötzlich so nachvollziehbar, ja fast schon liebenswert. Und genau das ist das Alleinstellungsmerkmal  dieses Romans. Die Story als solche fährt relativ langsam hoch und dennoch hat dieser Roman von Anfang an einen so fesselnden Charakter, dass die Spannung dauerhaft oben ist. Besonders wenn man sich etwas für Psychologie bzw. psychische Störungen interessiert.    Das Buch ist auf dem Cover als Roman, in vielen Foren und auch in meiner Buchhandlung als Psychothriller klassifiziert. Das ist vermutlich beides absolut goldrichtig. Die Anziehungskraft der Geschichte liegt subtil zwischen den Zeilen. Wer auf Mord und Totschlag, eine schnulzige Liebesromanze oder eine klassische Opferbeschreibung hofft, wird definitiv enttäuscht. Die Protagonistin ist manipulativ, charismatisch und erschreckend real – die perfekte Mischung für einen fesselnden Thriller, der vor allem von Gefühlen lebt, die wir als LeserInnen nur zu gern unterdrücken möchten. Die Autorin Karen Hamilton hat übrigens selbst als Flugbegleiterin gearbeitet. Umso spannender ist deswegen, wie sie so ihr Fernweh und auch ihr Wissen über diese Branche  in einer Geschichte verpackt. Dies ist Hamiltons Debutroman und meines Erachtens ein absoluter Erfolg. Inständig hoffe ich, dass von dieser Art noch sehr viel mehr folgt.  Da mit absolut nichts einfällt, was mir an diesem Buch nicht gefallen hat, bekommt es definitiv die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

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