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cor_atramento

Posted on 26.8.2020

„Love on Lexington Avenue“ ist der zweite Band der Reihe. Die Bücher kann man theoretisch unabhängig voneinander lesen, doch spoilern könnte man sich trotzdem. Außerdem sind sie so chronologisch geordnet. Claire trifft es nach Braidens Tod am stärksten. Sie ist nun die arme Witwe mit der außer Naomi und Audrey niemand so wirklich etwas zu tun haben möchte. Um sich endlich de Geistern ihrer Vergangenheit mit ihrem verstorbenen Ehemann zu stellen, beschließt sie, ihr Haus renovieren zu lassen und sich nicht mehr auf Männer einzulassen. Das wäre auch ziemlich einfach, wenn ihr Bauleiter nicht so heiß und geheimnisvoll wäre… Bei den drei Freundinnen hoffte ich eigentlich gerade bei Claire auf mehr Charakterstärke als beispielsweise bei Naomi. Das war zwar auch irgendwie der Falle, aber umgehauen hat sie mich jetzt auch nicht. Claire hat nach dem Tod ihres Ehemanns Probleme wieder ins Leben einzusteigen. Sie konnte durch Braiden zu Hause bleiben und musste nicht arbeiten. Und obwohl sie durch Braidens Hinterlassenschaften ruhig weiterleben könnte, wäre es ein tristes Leben, wenn sie einfach so weitermachen würde. Also beschließt sie zu ihrem Geburtstag, dass sich etwas in Ihrem Leben und vor allem auch in ihr ändern muss. Da passt die ganze Sache rund um ihre Renovierung doch perfekt. Leider ist es bei ihr so, dass sie diese ganze „Selbstfindungsphase“ ein wenig übertreibt. Ich kann dadurch ihre Gedankengänge auch absolut nicht nachvollziehen. Natürlich stellt sie fest, dass sie sich ihrem Mann etwas untergeordnet hat, aber da so eine gewaltige Krise draus zu machen, finde ich wirklich etwas unnötig. Als sie dann denkt, dass sie keine feste Beziehung will und sich einredet, wieder unter die jungen, flirtenden Leute zu gehen, wird es etwas billig. Sie redet sich in dieser Phase viel ein, weil sie anderen Leuten nacheifert und andere nachzumachen versucht. Sie vergisst dabei die ganze Zeit, sich selbst treu zu bleiben. Als sie dann denkt, dass sie unbedingt einen One-Night-Stand braucht, musste ich nur noch den Kopf schütteln. Sie selbst merkt zwar, dass das irgendwie nichts für sie ist, aber bis sie zu dem Schluss kommt, ist sie mir einfach nur suspekt. Als sie sich dann doch eher zu Scott hingezogen fühlt, geschieht das eher plötzlich und mir war nicht so recht klar, wo die Gefühle so richtig herkommen. Auch Scott ist meiner Meinung nach ein eher oberflächlicher Charakter. Die Story des Buches ist zwar sehr vorhersehbar, aber es gibt dennoch einige Dinge, die ich ganz gut fand. Zum einen war das Scotts Vergangenheit, die er sich stellen muss, obwohl er dachte, dass er längst darüber hinweg ist. Das ganze Problem wird ja im ersten Band schon angeteasert. Andererseits finde ich die Trauerbewältigung bei Claire etwas authentischer (wenn man ihren Selbstfindungswahn außen vor lässt). Sie hat wirklich mehr damit zu kämpfen, weil sie nicht nur ihren Mann verloren hat. Sie hat erfahren, dass er die ganze Zeit untreu war und zusätzlich muss sie sich auch noch ein komplett neues Sozialleben aufbauen, weil sich die meisten Freunde von ihr abwandten. Mit dem Schreibstil der Autorin bin ich dieses Mal viel besser klargekommen und hatte hier mehr das Gefühl, in Claires Kopf zu sein und wenigstens die Möglichkeit zu haben, ihre Gedanken zu verstehen. Das Ende des Buches war sehr vorhersehbar. Bis auf ein kleines Detail, welches ich hier nicht verraten möchte. Allerdings hat mich diese Sache ziemlich aufgeregt, weil es so gar nicht zu ihrem „neuen“ Charakter und ihren neune Gedankengängen gepasst hat. Aufgrund dessen, dass ich Claire nicht so gut verstanden habe und mir auch ihr Hauptproblem etwas zu suspekt war, hat mir das Buch nicht sonderlich gefallen. Was ich gut fand, war der Schreibstil und ihre Trauerbewältigungsphase. Da fand ich sie kurz sympathisch, weil sie dort nicht so sehr in ihrem „Ich muss mich komplett neu erfinden“-Wahn war.

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