naibenak
Zart, traurig, poetisch... ein wunderbarer Roman, der tief bewegt Alice und Mattia sind wie Primzahlen – etwas ganz Besonderes, mit Seltenheitswert. Sie stehen mehr oder weniger allein, sind Einzelgänger, einsam. Sich anderen Menschen anzunähern und sich ihnen zu öffnen fällt ihnen unendlich schwer, es ist nahezu unmöglich. Dies alles hat bei Alice und Mattia Ursachen in ihrer Kindheit. Letztlich aber finden sie einen für sie passenden Weg… Giordano erzählt unglaublich zartfühlend die Lebenswege dieser beiden jungen Menschen. Er hat einen sehr reduzierten, aber poetisch-fließenden Schreibstil, der zu keiner Zeit schwülstig oder kitschig zu werden droht. Dennoch vermag der Autor, das Herz des Lesers aufs Innigste zu bewegen. Alice, die durch einen schweren Skiunfall als Mädchen ein steifes Bein hat, gemoppt wird und nicht zuletzt durch den Einfluss ihres bestimmenden Vaters stark mit ihrem Selbstbewusstsein kämpft, leidet seit dem Unfall zusätzlich an einer extremen Essstörung. Mattia, der Zahlenfanatiker und Mathematikgenie, verliert als Junge seine Zwillingsschwester und gibt sich selbst die Schuld. Er versucht, mit Selbstverletzungen sich selbst zu spüren, wenn er schon ansonsten nichts mehr zu spüren vermag… Mit seiner äußerst liebevollen, respektvollen und zarten Art schafft Giordano es, das Tieftraurige dieser beiden Lebenswege mit ein wenig Hoffnung zu benetzen. Als Leser beginnt man – genau wie auch die beiden Hauptpersonen – das so schwierige Leben dieser Beiden zu akzeptieren und anzunehmen, wie es ist. Ein Leben, das trotz allem wert ist gelebt zu werden. Fazit: Die Geschichte der beiden einsamen jungen Leute besticht durch eine poetische, respekt-und liebevolle Kraft, die den Leser tief berührt und die lange nachhallt. Ein ganz besonderer, zarter, traurig-schöner Roman. Highlight!