thrillerleser
Faye lebt nun in Ravi, einem kleinen Dorf in Italien. Ihr Ehemann Jack sitzt im Gefängnis. Zwei Jahre sind vergangen, seit er für den Mord an der gemeinsamen Tochter Julienne verurteilt wurde. Von Italien aus, dirigiert Faye ihre Firma Revenge. Sie reist nur noch sporadisch von Italien nach Schweden. Und nur, wenn es absolut nicht zu vermeiden ist. Als Jack die Flucht aus dem Gefängnis gelingt, ist Faye einmal mehr in Gefahr. Der zweite Teil rund um Faye musste ich einfach lesen, da mir der erste Teil "Golden Cage" sehr gut gefallen hatte. So tönte der Klappentext wirklich gut : Jake, der aus dem Gefängnis ausbricht und Faye wieder bedroht! Weit gefehlt … denn was mit einer Neuigkeit betreffend Ausbruch aus dem Gefängnis beginnt, wird erst mal nicht weiter verfolgt. Schade, dieser Handlungsstrang hätte wohl mehr Pfeffer in den Thriller gebracht. Denn das halbe Buch über wird zuerst Faye's Belange rund um die Firma, ihre erotischen Abenteuer und ihr Leben in Italien, auf das ich hier nicht näher eingehen darf, thematisiert. Gerade ihre erotischen Eskapaden hätten meiner Meinung nach nicht unbedingt sein müssen. Denn sie haben keine Beziehungspunkte zu der Hauptgeschichte und wirken so leicht fehl am Platz. Meiner Meinung nach ist es unabdingbar, den ersten Teil gelesen zu haben. Denn nur dann bekommt zum Beispiel Faye's Privatleben in Italien Tiefe und auch Sinn. Sehr gut gefallen haben mir die Rückblenden in die Vergangenheit, die immer wieder eingeschoben wurden und Faye's Kinder und Jugendzeit betreffen. Hier erkennt man nach und nach, dass genau dort der Grundstein für einige Handlungen Faye's in der Gegenwart gelegt wurden. Mich hat es zeitweise geschaudert, was Faye durchmachen musste. Und dann überrascht, wie ungezwungen sie trotzdem noch auf Männer zugeht. Trotz dieser Kindheit und auch noch nach einer Ehe, in der sie psychisch und physisch misshandelt wurde. Ob das realitätsnah ist, sei dahin gestellt. Die Figur Faye empfand ich nicht unbedingt als logisch charakterisiert. Zeitweise ist sie sehr oberflächlich. Männer anheizen und Austern schlürfen, das ist Faye in der Gegenwart. Und dann wieder spricht sie von Feminismus und die Rechte der Frauen, was nicht unbedingt zusammen passt. In Form von der Polizistin Yvonne Ingvarsson wird der Mord an Julienne wieder aufgerollt. Ingvarsson hat mich ganz und gar nicht überzeugt, denn sie entbehrt jeder Tiefe und Glaubwürdigkeit. Zudem ist die schwedische Polizei relativ schnell mit gezogenen Schlüssen präsent. In Stockholm wird in die Wohnung, die Faye bewohnt, eingebrochen. Ohne Spuren zu finden, weiss die Polizei sofort, "dass Jack in Stockholm ist". Dass auch ein ganz normaler Dieb bei einer Frau, die ihren Reichtum ungeniert zur Schau stellt, einbrechen kann, daran denken die Herren Superspürnasen wohl nicht? Vieles ist sehr konstruiert und darf nicht unbedingt hinterfragt werden. Leider konnte der zweite Teil nicht an den hervorragenden ersten Teil anknüpfen. Punkto Spannung, Logik und Schlüssigkeit.