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nina 🌸

Posted on 23.8.2020

Ein eher schwacher Reihenauftakt, der aber durchaus Potenzial hat. Zur Geschichte: Ich bin nicht ganz so leicht in die Geschichte reingekommen und habe ein paar Kapitel gebraucht bis ich mich in der Welt zurechtgefunden habe. Das lag zum Teil aber auch daran, dass die Welt nur geringfügig erklärt und beschrieben wird. Das Worldbuilding an sich hat mir wirklich gut gefallen und ist in meinen Augen auch sehr vielversprechend, aber ich hätte mir mehr Hintergründe und anschaulichere Darstellungen der Kulisse und der fantastischen Anteile gewünscht. Im Gesamten erschien mir die Welt doch etwas wirr, gerade da der Kontrast zwischen den mittelalterlichen Zügen auf der einen und dem technischen Fortschritt mit Elektrotaxis etc. auf der anderen Seite doch sehr stark war. Julia's Gabe fand ich allerdings von Anbeginn äußerst faszinierend. Die Geschichte nimmt nur sehr langsam an Fahrt auf und hält sich für meinen Geschmack viel zu lange mit nebensächlichen Begebenheiten auf. Mindestens zwei Drittel des Buches lassen sich zäh lesen und weisen viele Längen auf. Die Handlung hätte mehr Spannung, Aufregung und Nervenkitzel vertragen können. Nahezu das gesamte Buch über passiert kaum etwas und dann am Ende alles auf einmal. Die Spannung bleibt auf einem konstant niedrigem Level, nur um dann kurz vor knapp in die Höhe zu schießen. Das Finale ist packend, actionreich und energiegeladen. Dieses Konzept ist in meinen Augen alles andere als optimal. Erst habe ich mich seitenlang gelangweilt und dann war ich völlig überfordert, weil sich die Ereignisse plötzlich nur so überschlagen haben. Weiterhin ist der Showdown am Ende des Buches ziemlich brutal, was sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird. Generell gibt es in diesem Fantasyroman einige sehr grausame Szenen, die mir persönlich etwas zu hart waren, gerade weil es sich hierbei auch noch um ein Jugendbuch handelt. Die Autorin hatte definitiv einige sehr gute Ideen, aber die Umsetzung war doch eher schwach. Das Potenzial der Geschichte und des Worldbuildings wurde in meinen Augen leider nicht voll ausgeschöpft. Die Handlung lebt von Geheimnissen und Verschwörungen, was ich persönlich sehr, sehr gerne mag, aber man hätte mehr daraus machen können. Man hätte mehr aus den Intrigen und Täuschungsmanövern herausholen können, das hätte sicherlich auch für mehr Spannung gesorgt. Dennoch gab es einige Überraschungen und unerwartete Enthüllungen, die mich erstaunen und fesseln konnten. Ich hoffe sehr, dass der zweite Band packender und mitreißender sein wird und wage mich zuversichtlich an die Reihenfortsetzung heran. Ferner hat mir die Liebesgeschichte etwas gefehlt. Es gibt zwar eine, aber diese läuft nicht nach dem klassischen Muster ab. Natürlich kann man das auch als Pluspunkt deuten, weil es mal etwas anderes ist, aber für meinen Geschmack war die Liebesgeschichte hier zu wenig präsent. Sie war kaum existent und ihr fehlte es stark an Emotionalität und Gefühl. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Sicht der Protagonistin Julia in der ersten Person Singular erzählt. Zusätzlich gibt es kurze Einspieler aus einer unbekannten Perspektive, die sich durch eine kursive Schriftart vom restlichen Text abheben. Diesen Aspekt fand ich persönlich sehr interessant, da man selbst miträtseln konnte, wer sich wohl hinter dieser Sichtweise verbergen mag. In meinen Augen ist es definitiv auch nicht offensichtlich. Leider wurde ich mit keinem der Charaktere so richtig warm. Mir hat die Nähe zu ihnen gefehlt und ich konnte mich mit niemandem gut identifizieren. Die Figuren blieben bis zum Ende blass und flach. Die Protagonistin Julia scheint mir noch am besten ausgearbeitet zu sein, aber leider war sie mir nur geringfügig sympathisch. Sie ist mutig und tapfer, aber auch sehr störrisch und eigensinnig. Ich konnte die Beweggründe ihres Handelns meist nicht nachvollziehen und irgendwie hat sich mich als Charakter dadurch oft enttäuscht. Allerdings durchlebt Julia im Verlauf der Geschichte eine positive Charakterentwicklung, weswegen ich gespannt auf die Fortsetzung bin. Ich hoffe, dass sie mir im zweiten Teil sympathischer werden wird. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen, hätte jedoch einnehmender und packender geschrieben sein können. Gefühl und Humor kamen mir ebenfalls etwas zu kurz. Weiterhin hätte ich mir anschaulichere und bildhafte Beschreibungen der Welt gewünscht, um sie mir besser vorstellen zu können. Fazit: Leider hat mich dieses Buch etwas enttäuscht, da ich mir mehr von der Geschichte erhofft hatte. Der Handlung fehlt es stark an Spannung, Aktion und Esprit, wodurch sich das Buch zäh und schleppend lesen lässt. Hinsichtlich der emotionalen Ebene und der Charaktergestaltung und vor allem deren Ausarbeitung ist ebenfalls noch viel Luft nach oben. Ich erkenne in dieser Welt aber durchaus Potenzial, weswegen ich die Fortsetzung auf jeden Fall lesen werde und darauf hoffe, dass mich diese mehr mitreißen und begeistern kann. 2,5/ 5 Sterne ⭐️

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