TheUjulala
Anfangs etwas verwirrend und holprig, zum Ende hin aber spannend mit wichtiger Message Auf der Suche nach neuem Lesestoff stolperte ich über eine Empfehlung meiner Buchseelenschwester Elafisch. Also lud ich mir kurzerhand gleich die ganze Trilogie BookElements auf meinen kindle. Die Autorin Stefanie Hasse ist mir aus den sozialen Medien bekannt, hatte aber bisher noch nicht die Gelegenheit einen Titel von ihr zu lesen, das wollte ich nun mit BookElements nachholen. Coverbild Es ist ein eher einfaches und grafisches Cover, welches für dieses Genre vor einiger Zeit recht gebräuchlich war. In der Mitte des Bildes sieht man ein aufgeschlagenes Buch, aus dem Bund kräuseln sich mehrere Ornamente in der Anmutung eines Rauches. Darüber steht der Titel “Book Elements” in einer etwas verspielten Antiqua. Auf dem dunkelgrünen Hintergrund kann man einzelne halbtransparente, durchscheinende Buchstaben in einem wirren Durcheinander erkennen. Handwerklich wirkt die Arbeit für meine Begriffe ein bisschen lieblos, was man gut an dem unsauber freigestellten Buch erkennen kann. Handlung Melinda East hat ein Geheimnis. Wächtern ist es verboten Bücher zu besitzen und außerhalb der Bibliotheka Elementara zu lesen. Lin besitzt aber ein ganz besonderes Buch, bei dem sich sogar in den Buchcharakter und Helden Zacharias verliebt hat. Die Geschichte aus Otherside gibt ihr Halt und Geborgenheit, gerade nachdem sie bei ihrem Teamkollegen Ricardo Fiorenzo, zu dem sie eine magische Anziehungskraft entwickelt hat, schon mehrmals abgeblitzt war. Doch Ric kommt ihrem Geheimnis auf die Schliche, als in letzter Zeit immer mehr Anomalien auftauchen und auch noch ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Ty entführt wird. Gemeinsam müssen sie versuchen, die von Lin herausgelesenen Figuren wieder in ihre Geschichte zu binden und stolpern dabei über eine viel größere Gefahr, die ihre ganze Welt zu zerstören droht. Buchlayout / eBook In der Gesamtausgabe als eBook sind alle drei Bände vereint. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist, dass hier tatsächlich alle drei Bände zusammengefügt wurden und zwischen den Bänden jedesmal auch Leseempfehlungen, Leseproben, Autorenvitae und Danksagungen zu finden sind. Der erste Band umfasst ca. 286 Seiten und wird in 22 Kapitel und Pro- und Epilog aufgeteilt. Jedes Kapitel wird lediglich mit der Kapitelnummer eingeführt, dazu aber jeweils immer mit einem kurzen Absatz in kursiver Handschrift. Idee / Plot In Lins Welt können die Menschen aus den Büchern Figuren herauslesen, die sich in der Realität materialisieren, wenn Sie zu den Figuren eine besondere, emotionale Beziehung aufbauen. Doch diese “Seelenlosen” sind für die Menschen gefährlich und müssen wieder in ihre Geschichten gebannt werden. Das können nur Wächter wie Lin und ihre Freunde. Ein Wächterteam besteht immer aus 4 Elementen (Luft, Wasser, Feuer & Erde) und diese können sich auch noch in ihr Element verwandeln, wobei die Autorin hier einen Griff in die Märchenwelt gewagt hat. Ein Luftelement wird zu einer Fee á la Tinkerbell, Feuer wird zu einem Drachen, Wasser zu einer Wassernixe und Erde zu einem Baum. Gemeinsam gehen sie auf Streife, um die herausgelesenen Seelen wieder in ihre Welt zu verbannen. Die Idee, dass wir Menschen aus einer Geschichte einen Charakter herauslesen können ist witzig aber auch beängstigend. Trotzdem fand ich diese Basis für ein Buch sehr spannend und hat mich deswegen sehr neugierig auf diese Trilogie gemacht. Mir gefällt besonders gut die Message und der unmissverständliche Appell hinter diesem Plot - welcher erst am Schluss zum Tragen kommt, dass der Phantasie keine Grenzen gesetzt werden darf! Was mich aber auch stark an Michael Endes grenzenloses Phantásien aus der “Die Unendliche Geschichte” erinnert. “Denn wer nicht mehr las und fremde Welten besuchte, mit Charakteren mitfühlen und zittern konnte, war in seinem Denken eingeschränkt und schaffte Grenzen, die niemals hätten entstehen dürfen.” Stefanie Hasse. “BookElements: Alle drei Bände in einer E-Box!” S.273 (kindle edition, ©2015 Im.press by Carlsen Verlag Hamburg) Emotionen / Protagonisten Lin wurde von Ric mehrmals rüde abgewiesen, obwohl sich beide doch zueinander hingezogen fühlen. Aus Verletztheit zieht sie sich in ihre Geschichte, in “Otherside” zurück und schmachtet ihren Zac an. Das war mir irgendwie nicht ganz zu erschließen, wobei die Auflösung dazu dann später auch noch kommt. Trotzdem empfand ich sie am Anfang als sprunghaft und irgendwie auch ein wenig anstrengend. Als ihre Freundin entführt wurde, waren trotzdem andere Dinge wichtiger, anstatt Ty so bald wie möglich zu befreien. Sie ist mir auch ein bisschen zu viel auf die Beziehung mit Ric fixiert, als sich dem Problem zu widmen. Ric ist eher so derjenige, der nach außen den harten Kerl spielen muss, obwohl ihm auch ein großes Schicksal zugestoßen ist und sich vor den anderen verschließt. Das ist so ein bisschen der typische bad-boy, der sich nicht in die Karten schauen lässt, das Mädchen sich ihm aber schmachtend an den Hals wirft. Ja, es gibt einen Grund, die Aufklärung kommt aber erst im Laufe der Geschichte. Anfänglich dachte ich, es wird eine Dreiecksgeschichte, womit ich ja auch kein Problem gehabt hätte. Aber der zunächst offerierte Loveinterest Zac entpuppte sich dann doch gleich als Nebendarsteller, was ich irgendwie schade fand. Lins Anziehung zu beiden, Ric und Zac, konnte ich nicht greifen und wenn sich Ric und Lin näher kamen, ist bei mir irgendwie nicht der Funke übergesprungen. Mir ging das zu schnell und die Entwicklung dahin war zu sprunghaft, zu hoppladihopp. Handlungsaufbau / Spannungsbogen Mit dem Einstieg hatte ich wirklich meine Probleme. Stefanie Hasse hält sich nicht mit einer langen Einführung auf, was ich eigentlich gerne mag. Aber vieles wirkt zunächst auf mich ein bisschen unausgegoren und mir fehlen tatsächlich ein paar erklärende Zwischenzeilen um die Zusammenhänge schneller zu erfassen. Dabei war das Vermischen der vielen Fantasy-Elemente nicht ganz hilfreich und es wirkte alles ein wenig zusammenhangslos. Der Spannungsbogen bleibt erstmal eine ganze Weile recht flach und ich musste mich bis zur Hälfte etwas durchkämpfen. Ich wollte schon das Buch abbrechen, aber ab dem 3. Drittel nimmt die Handlung endlich an Fahrt auf, die Zusammenhänge werden immer klarer und am Schluss fand ich es im Showdown doch recht spannend und hat mir dann sehr gut gefallen. Das Abenteuer wird am Ende auch zufriedenstellend abgeschlossen. Szenerie / Setting Wir sind irgendwo in irgendeiner Stadt. Leider hat die Autorin es nicht geschafft mir die Umgebung so darzustellen, dass ich mir vorstellen konnte, wo wir uns ungefähr befinden. Sie nennt keinen Namen und kein Land. Es wird auch nicht ganz so klar, wie diese Bibliotheca Elementara und die “Ältesten” funktionieren. Da fehlt mir der Zusammenhang. Gibt es das auf der ganzen Welt? In jeder Stadt, in jedem Dorf? Es wird davon gesprochen, dass Lin und ihr Team in einer Stadt auf Patrouille gehen. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Erklärung dazu gewünscht. Sprache / Schreibstil Sprachlich fand ich es eigentlich sehr gut. Stefanie Hasse schreibt sehr frisch und bringt auch die ein oder andere lustige und passende Metapher. “Er raste über die Landstraße, als wären Dämonen hinter uns her. Doch so schnell er auch fuhr, sie saßen bereits im Wagen und zerstörten auch die letzte baufällige Hängebrücke, die den Graben zwischen uns unüberwindbar.” Stefanie Hasse. “BookElements: Alle drei Bände in einer E-Box!” S.88 (kindle edition, ©2015 Im.press by Carlsen Verlag Hamburg) Die Geschichte ist dem Genre entsprechend aus Lins Perspektive als Ich-Erzähler im Präteritum geschrieben. Die kurzen Passagen in kursiver Schrift am Anfang des Kapitels sind auch in Ich-Perspektive, aber eindeutig nicht Lins. Anfangs geben diese kleinen Abschnitte das Rätsel auf, aus welcher Sicht diese stammen, was sich aber am Ende des Buches aufklärt und ich deswegen ganz gut fand. Trotzdem habe ich am Anfang, wie gesagt, mit dem zu direkten Einstieg und den mir fehlenden Zwischenzeilen meine Probleme, was sich aber mit der Zeit gelegt hat. Ein bisschen schade fand ich, dass es doch noch einige typografische Fehler und logische Ungereimtheiten gab. FAZIT Am Anfang für mich etwas anstrengend und verwirrend, bei dem ich auch die Gegebenheiten, Protagonisten und Gefühle durch den etwas zusammenhanglosen Einstieg schlecht greifen konnte. Das Ende hat mir gut gefallen, das die wichtige Message des Buches gut unterstreichen konnte.