fernweh_nach_zamonien
Herzerwärmend, einfühlsam und lehrreich, gleichzeitig eine unglaublich unterhaltsame Sommerlektüre. Inhalt: Ina versteckt sich bei strahlendem Sonnenschein und hitzerekordverdächtigen Temperaturen in ihrem winzigen Zimmer, während ihre Klassenkameraden täglich neue Fotos vom exotischen Traumurlaub posten. Wie ist sie nur in diesen Schlamassel hineingeraten? Am letzten Schultag berichten alle Mitschüler von ihren großartigen Reiseplänen: Italien, Kreta, Paris, Spanien, Rhodos, Dubai ... Als Ina an der Reihe ist, hört sie sich selbst plötzlich sagen, dass sie dieses Jahr in den Süden fährt. Sie kann gar nicht aufhören zu schwärmen von all den schönen Dingen, die sie dort erleben wird. Doch ihre Mutter ist arbeitslos, die beiden leben in einer winzigen Sozialwohnungen und müssen jede Krone dreimal umdrehen. An eine Urlaubsreise ist gar nicht zu denken. Also versteckt sich Ina in ihrem Zimmer und lässt alle im Glauben, sie wäre im Süden. Ein paar Tage später kommt es wie es kommen muss und Ina wird entlarvt. Allerdings macht Vilmar, der Neue in ihrer Klasse - statt sie bloßzustellen - einen absurden wie abenteuerlichen Vorschlag. Werden die schlimmsten Sommerferien vielleicht doch zu den besten? Altersempfehlung: ab 11 Jahre Meine Meinung: Die Geschichte erzählt Ina selbst im Präsens in der Ich-Form, so dass der Leser schnell Teil ihrer Gedanken- und Gefühlswelt wird. Das Leben ist für die 11 1/2 Jährige wirklich nicht leicht: ihre Mutter ist depressiv und arbeitslos, weswegen die beiden in eine kleine Sozialwohnungen ziehen mussten. Ina ist für ihr Alter bereits sehr erwachsen und trägt Verantwortung. Sie erfindet Ausreden, um Geburtstagen fernzubleiben, da kein Geld für Geburtstagsgeschenke übrig ist, sie schwindelt ihrer Mutter wunderschöne Tage mit Freundinnen am Badesee vor, damit die Mutter sich nicht sorgt. Sie ist eine liebenswerte und authentische Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt. Auch der Neue in ihrer Klasse ist ein Außenseiter: er lebt ein paar Wohnungen weiter, trägt die alte Kleidung seines alkoholkranken Vaters auf. Seine Mutter hat sie verlassen und ein neues Leben und eine neue Familie. Auch für ihn ist eine Urlaubsreise nur ein ferner Traum. Vilmar ist es auch, der Ina eines Abends am Fenster erwischt. Da er selbst keine Freunde hat, schlägt er vor, dass sie beide im "Süden" Urlaub machen statt den Sommer gelangweilt alleine zu verbringen. Denn irgendwo ist immer Süden. Und so bauen sie sich ein paar Meter südlich der Wohnungen ihr eigenes Ferienresort. Inmitten des chaotischen Scherbenhaufens ihres Lebens schaffen sie sich ihre eigene heile Welt und werden beste Freunde. Aber Ina ist hin- und hergerissen, ihr Gefühlschaos wird einfühlsam und ohne Wertung deutlich. Immer wieder taucht ihr Leitsatz "Freunde finden, die einen hochziehen und nicht runter" auf. Sie möchte so gerne zu den "coolen" Kids dazugehören und um jeden Preis gefallen. Sie verletzt aber durch ihre Lügen und ihr Verhalten schlussendlich die Menschen, die ihr tatsächlich wichtig sind und gut tun. Zudem trifft sie falsche Entscheidungen, die ihr anschließend die Augen öffnen für die wichtigen Dinge. Schließlich war sie so beschäftigt damit, was andere denken, dass sie vollkommen vergisst, was sie eigentlich selbst denkt. Auch sprachlich ist die Erzählung ein Lesevergnügen. Zahlen- und Wortspielereien ziehen sich durch Inas Geschichte. Beispielsweise lernt sie, dass es nicht ausreicht, dass man Entschuldigung sagt, sonder es ist wichtig, dass man Entschuldigung tut. Eine einfühlsame und warmherzige Geschichte, die aufgrund der Themen wie Mobbing, soziale Ausgrenzung, Lügen und wahre Freunde auch als Schullektüre (etwa Klasse 6) sehr zu empfehlen ist. Fazit: Eine warmherzige und wundervolle Geschichte über wahre Freundschaft, erste Liebe, Lügen und soziale Ausgrenzung. Zudem ein sommerliches Abenteuer zum Lachen, Weinen, Träumen mit liebenswerten und authentischen Protagonisten! ... Rezensiertes Buch: "Irgendwo ist immer Süden" aus dem Jahr 2020