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mabuerele

Posted on 21.8.2020

„...Fidelitas stellte fest, dass sie sich wirklich darauf freute, in diesem Münster zu beten. Ob sie sich auf die Familie von Vinzenz Stöcklin freute, wusste sie dagegen nicht so genau...“ Fidelitas ist Nonne und nun auf den Weg nach Freiburg. Wie war es dazu gekommen? Vor einiger Zeit war der Kaufmann Vinzenz Stöcklin auf der Rückreise von einem seiner Unternehmungen überfallen worden. Bei der Flucht stürzte er schwer. Im Kloster hat sich Schwester Fidelitas um seine Genesung gekümmert. Nun möchte Vinzenz, dass sie seiner kranken Frau hilft. Die Äbtissin unterstützt das Anliegen, obwohl Fidelitas kein gutes Gefühl dabei hat. Die Autorin hat einen fesselnden historischen Krimi geschrieben. Es ist der zweite Teil mit Fidelitas in der Hauptrolle. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er passt sich einerseits den historischen Gegebenheiten an, unterstützt andererseits die stellenweise rasante Handlung. Schon bei der Ankunft werden Fidelitas` Befürchtungen, die sie im obigen Zitat andeutet, Wahrheit. Das Zepter im Hause Stöcklin hat Vinzenz` Mutter in der Hand. Gundi reagiert auf die Ankunft der Nonne so: „...Wobei es mir ein Rätsel ist, wieso du dafür unbedingt eine Nonne hast anschleppen müssen – ich bin sicher, wir würden schon bald einen neuen Medikus finden, der vielleicht endlich herausbekommt, warum die Gute es seit Jahren nicht fertig bringt, sich zu irgendeinen nützlichen Beitrag in diesem Haushalt aufzuraffen...“ Gundi herrscht mit harter Hand. Ihr Mann Heinrich hat sich in eigene Räume zurückgezogene und beschäftigt sich mit der Geschichte der Stadt. Für die Enkeltochter hat Gundi schon einen passenden Bräutigam in Aussicht. Doch das Geschehen entwickelt sich anders, als Gundi ahnt. Plötzlich stirbt ihr Mann, kurze Zeit später sie. Beide Morde werden durch eine Pfarrer Fidelitas angelastet. Einen Tag, bevor sie ins Kloster zurückkehren sollte, wird sie verhaftet. Der Pfarrer ist allerdings nur ein gar zu williges Werkzeug. Die Fäden im Hintergrund zieht jemand völlig anderes. Gekonnt beschreibt die Autorin, wie eine solche Anklage behandelt wird. Als der Pfarrer aussagt, beschuldigt er Fidelitas außerdem, eine Hexe zu sein. Jetzt wird es kritisch, denn das verschlechtert nicht nur die Haftbedingungen. Ihr droht Folter und Scheiterhaufen. Während das erste Verhör ausführlich und logisch nachvollziehbar beschrieben wird, hält sich die Autorin beim Thema Folter wohltuend zurück. Wie unterschiedlich die städtischen Beamten reagieren, wird ebenfalls wiedergegeben. Während sich einer im Kerker an ihr vergreifen will, hilft ihr ein anderer trotz möglicher Gefahren. Klasse fand ich seine Argumentation gegenüber den Vergewaltiger, wenn man an den Aberglauben der damaligen Zeit denkt: „...Außerdem - wenn sie tatsächlich eine Hexe wäre, hättest du erst recht Grund zur Sorge. Vielleicht hat sie dich ja zum „Dank“ für deine Grapscherei verflucht, und dir fällt demnächst der Schwanz ab...“ Wie gefährlich die Situation ist, zeigt sich auch daran, dass Vinzenz vom Rat gewarnt wird, sich für Fidelitas einzusetzen. Das könnte auf seine Familie zurückfallen. Welchen Wert dabei Klatsch und Tratsch auch aus den Reihen des Gesindels beigemessen wird, muss die Köchin schmerzlich erfahren. Hätte sie mal ihren Mund gehalten! Das wäre besser gewesen für ihre Nerven. Mit Lügen und Intrigen wird versucht, den Prozess zu beschleunigen und etwaige Hilfe außen vor zu lassen. Der eigentliche Mörder hat seinen Sündenbock präsentiert und hofft, seine Ziele schnellstmöglich zu erreichen. Doch er hat nicht damit gerechnet, dass Fidelitas sich durch ihre liebevolle und helfende Art viele Freunde gemacht hat. Und dann erscheint zufällig ein alter Bekannter von ihr, der ihr unbedingt helfen will. Ein Personenverzeichnis, ein Glossar und ein inhaltsreiches Nachwort ergänzen das Buch. Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Historie und Krimihandlung wurden geschickt verwoben.

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