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wandanoir

Posted on 19.8.2020

Gelungene Persiflage auf den Kunstbetrieb Ein Förderverein will sein Museum dem ultramodernen Künstler KD Pratz widmen. Dabei stößt man auf diverse Schwierigkeiten, die mit einer gruppendynamischen Busreise zu dem abweisenden, auf einer Burg lebenden KD Pratz behoben werden sollen. Besonders gelungen ist die Darstellung des Künstlers KD Pratz selber, wobei man unwillkürlich grinsend an manche bekannte, sich selbst darstellende Künstlerprotze (Pratz!) denkt. Der Autor lässt den Künstler sowohl überheblich, wie auch größenwahnsinnig sich in Szene werfen, um dann umzuschwenken und zu zeigen, dass KD Pratz sehr wohl eine geheime, sensible Seite hat und dass es ihm tatsächlich nicht auf das Geld ankommt, sondern auf die Kunst, an deren Wert er jedoch (zu Recht) zweifelt. Dennoch kann er nicht anders, er ist Künstler durch und durch und muss schaffen. Das Licht in seinem Atelier ist umwerfend. In intelligenten, feinen Dialogen lässt der Autor in seinem Roman Bildungsbürgertum und Künstlerego aufeinanderprallen, dass es eine Wonne ist. Sowohl die ausgefallenen und absurden Performances unserer Aktionskünstler wie auch die snobistischen und sich anbiedernden intellektuellen Kunstinteressierten kriegen eins auf die Nase. Aber immer liebevoll und zärtlich. Der Leser darf sich fragen, wo er selber steht. Fazit: Eine kleine feinsinnige Abrechnung mit allerhand Absurditäten des modernen Kulturbetriebs. Überraschungen inklusive. Kategorie: Anspruchsvolle Literatur Verlag: Kunstmann, 2020

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