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renee

Posted on 18.8.2020

Ein sprachgewaltiger Zauber! Dieses Buch war ein Lesehighlight in diesem Jahr. Einmal muss man hier die überbordende Sprachgewalt eines James Baldwin hervorheben. Meiner Meinung nach übertrifft dieses Buch sogar noch seinen Vorgänger, "Von dieser Welt". Und schon dieses Buch hatte mich umgehauen! Aber "Giovannis Zimmer" übertrifft den Vorgänger definitiv und macht unheimlich neugierig auf weitere Bücher des Autors. Dann das Thema des Buches, der Blick eines afroamerikanischen Autors auf die Beziehung zweier weißer Männer und eine dazwischen stehende Frau, einerseits hat dies in der damaligen Zeit sicher für Wellen gesorgt, "Giovannis Zimmer" kam in den USA 1956 heraus und bei uns in D dann 1963, ein gewisser zeitlicher Unterschied, warum nur (? ... !) und andererseits gebührt dem Autor schon für diesen Mut ein tosender Applaus. Dann ist der Mut zu dieser dem Thema zugrunde liegenden Gesellschaftskritik zu erwähnen. Denn David, der zwischen Giovanni und Hella hin- und herschwingende Mann, kann aus Angst vor Bestrafung/Repressalien nicht zu seiner Liebe zu Giovanni stehen und reißt damit alle drei Hauptfiguren in einen Abgrund, den keiner der drei unverletzt übersteht. Und dass nur wegen irgendwelcher Moralvorstellungen, die überhaupt nichts Moralisches an sich haben, sondern nur zerstören. Thematisch ist dies etwas, was nie seine Bedeutsamkeit verliert und demzufolge ist "Giovannis Zimmer" ein bedeutsames Werk, vielleicht schon ein Klassiker. Dabei ist David nicht nur eine tragische Gestalt, sondern trägt auch zu diesem Übel bei, durch seine Defensive und Trägheit zum Beispiel, lässt sich Geld vom Papa schicken, selbst arbeiten scheint nicht so erstrebenswert zu sein und auch sonst scheint eine Reaktion nicht in Davids Möglichkeiten zu liegen. Er suhlt sich lieber in seinem Unglück, vielleicht sogar in seiner Unfähigkeit zu lieben. Denn auch die Familiengeschichte von David zeigt eventuelle Ursachen, eine Psychotherapie hätte hier sicher geholfen. Ich weiß, ein neues No-Go. Erwähnenswert ist hier ebenso das wirklich erhellende Nachwort von Sasha Marianna Salzmann, der Autorin von "Außer sich", ein ebenso in die Thematik passendes Buch. Negativ zu erwähnen ist in diesem Buch wirklich das Frauenbild. Vielleicht passt das ja in die damalige Zeit, ja. Gewöhnungsbedürftig ist es dennoch! Trotzdem ist mir dieses Buch 5 satte Sterne wert!

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