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gino-alessandro

Posted on 18.8.2020

Schon lange habe ich keinen Roman mehr gelesen, der mir so auf die Nerven ging, obwohl ich nicht wusste, ob er so gut oder so schlecht war. „Allegro Pastell“ ist so eine durchdesignte Beziehungskiste zwischen Tanja und Jerome, wahnsinnig hip, modern, kontrolliert und seicht. Sind die heute 30-Jährigen so, dass für sie alles gleich wichtig oder unwichtig ist, dass Drogen oder Sex nur eine von vielen Kommunikationsformen oder Zeitvertreiben sind, denen man nachgehen kann, wenn das Wetter verregnet ist? Kann einem eine Textnachricht „gefallen“, weil ihr „Tonfall souverän“ ist? (S. 37) Die Sprache mit ihren Anglizismen und aus der mündlichen Sphäre entnommenen Ungenauigkeiten nervt gewaltig - spricht man heute so, wenn man in einer Berliner Wegagentur arbeitet? Oder schlimmer: Schreibt man so? Gleichzeitig hat Leif Randt freilich seine Sprache gut im Griff und erlaubt sich keine Ausrutscher. Einige Sätze entlarven durch Konstruktion und Inhalt das geschehen als leer und seicht: „Marlene besaß eine optimalere Pfanne las Tanja.“ (S. 267) Das spiegelt die Einfältigkeit vieler Gespräche und hebt gleichzeitig mittels unsinnigen Superlativs en Finger. Offenbar geht es hier ums Älterwerden oder ums Nicht-Erwachsen-Werden einerseits und die hohle Welt der Dinge andererseits. Die ganze Handlung ist derartig unreif, eindimensional und platt, wie sie bestimmt genauso gewollt ist. Das wirft die Frage auf, ob Leif Randt hier eine phänotypische Fallstudie in Sozioethnologie abbilden wollt, ob er zur Analyse der geistigen Dürftigkeit der rezenten Leistungsträger aufruft oder ob er subtil zur satirischen Anklage anhebt. Mir ist es fast egal, weil ich es entweder nach 80 Seiten schon begriffen oder eben nicht verstanden hatte und den ganzen Rest in quälender Abundanz nur erleiden konnte. Hat den Leipziger Buchpreis ja auch nicht bekommen.

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