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gino-alessandro

Posted on 18.8.2020

Dieses Buch ist bezogen auf seine Sprache so erlesen wie ein Feuerwerk. Ständig knallt es, bunte Funken sprühen und man kann nur staunen ob der schriftstellerischen Fähigkeiten von Valerie Fritsch. Nur handelt es sich bei "Herzklappen von Johnson & Johnson" weniger um ein Feuerwerk bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele als viel mehr um ein Silvesterfeuerwerk. Was ist der Unterschied? Während das eine zeitlich sehr begrenzt und punktuell für Freude an der Schönheit sorgt, ist das andere langgezogen und irgendwann auch zu viel des Guten. Die ersten fünf Minuten mit all den Raketen freut man sich und staunt, die folgende halbe Stunde seiht es immer noch schön aus, aber langsam hat man auch genug und danach wird es einem eigentlich schon kalt draußen und man will wieder rein in die warme Stube, die anhaltenden Raketenstarts lösen keine kindliche Freude mehr aus. Fritsch wirft in ihrem Buch mit grandiosen Sprachbildern um sich. Gefühlt (oder vielleicht sogar tatsächlich) steckt in jedem Satz eine Metapher. Die sprachlichen Vergleiche sind hochkarätig, keine Frage, nur leider zu dicht, zu viel, selbst auf nur 175 Seiten Text. Auch inhaltlich erzählt Frtisch die Geschichte von Almas Großeltern mit Kriegstraumata, Almas Beziehung zu Emils Vater, Emils Gendefekt, welcher das Fehlen von Schmerzempfindungen zur Folge hat und einem Roadtrip durch den ehemaligen Ostblock so dicht, dass nirgendwo ein Aufatmen dazwischen passt. Insgesamt ist dieser Roman gekennzeichnet von einer überbordenden Sprache. Von der ersten Seite an ist jeder Satz schwer an Bedeutung und all diese Sätze sind unglaublich klug geschrieben. Ein Meisterwerk, das gleichzeitig zu viel Meisterwerk ist.

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