daffodil
Wie haben Frauen die Nachkriegszeit erlebt? Anhand Paulas Geschichte kann man sich ein gutes Bild davon machen. Auch drei Jahre nach Kriegsende sind nicht nur in Hamburg die Spuren der schrecklichen Vergangenheit zu spüren: Häuserruinen, Wohnungsmangel, Lebensmittelknappheit und wenig Geschäfte, in denen es etwas zu kaufen gibt. Frauen, die die fehlenden männlichen Arbeitskräfte ersetzt haben, sollen zurück an den Herd. Was ist mit denen, deren Männer/Brüder/ Freunde nicht zurückkommen? Was mit denen, die sich nicht abhängig machen wollen? Und von Gleichberechtigung ist in keinster Weise die Rede. Wird doch sogar bei Erwerb des Führerscheins nach der Erlaubnis von Mann oder Vater gefragt. Oder der Gatte erlaubt/ verbietet der Frau, überhaupt arbeiten zu dürfen. Paula findet einen aufgeschlossenen Chef, der nichts weniger als den Aufbau einer Strumpffabrik in Hamburg plant, wurde er doch in Auersbach enteignet. Dass Strümpfe wichtig sind, weiß auch Paula. Sehnt sie sich doch wie viele andere Frauen nach schöner und modischer Kleidung. Nur: woher die entsprechenden Maschinen, genug Kapital und Produktionshallen bekommen? Ihre cleveren Ideen, der gute Ruf und der alte Chauffeur ihres Chefs sind hilfreich. Das Projekt nimmt Fahrt auf, Paula wächst mit ihren Aufgaben, allerdings gibt es eine ganze Reihe unerwarteter Schwierigkeiten. Mir gefällt, wie engagiert und einfallsreich Caroline Bernard ihre Paula agieren lässt. Auch ihre Konsequenz hinsichtlich vergangener Geschichten beeindruckt. Hat man nicht oft. Die Einbettung in historische Zusammenhänge ist gelungen, die Ost-West- Konflikte werden knapp, aber verständlich dargelegt, vertiefen das Verständnis für das Handeln der verschiedenen Charaktere. Ein interessanter und lesenswerter Roman über eine couragierte, selbstbewusste Frau und die Nachkriegszeit in Deutschland aus dem Aufbau Verlag.