Profilbild von feliz

feliz

Posted on 17.8.2020

Ich bin so gar kein Fan von dem Cover. Alle Bücher von Sarah Lark haben für mich eher kitschige Cover, aber ich finde sie meistens dennoch ganz okay, weil sie meistens die Landschaftszüge von Neuseeland, Australien oder der Karibik zeigen. Hier finde es aber, dass es zu gewollt auf romantischen, historischen Roman gemacht wird und mir somit viel zu kitschig ist. Ich hätte es vermutlich besser gefunden, wenn man bei dem Stil der anderen Bücher geblieben wäre und nicht durch die Darstellung einer Landschaft in einer Art Sepia und einer Figur, die Mia sein könnte, ruiniert hätte. Die Geschichte gefällt mir da an sich schon besser: Der Offizier Julius von Gerstorf und die jüdische Bankierstochter Mia Gutermann lernen sich kennen, als sie ein Pferd auf dem Gut seiner Eltern kauft. Als er ihr anbietet, die eigenwillige Stute Medea weiterhin auszubilden, kommen sich die beiden näher und beschließen zu heiraten. Weil Julius trotz seiner militärischen Ausbildung keinesfalls in den Krieg ziehen und auch seine Pferde dieser Gefahr nicht aussetzten will, entscheiden sich die beiden zusammen nach Neuseeland auszuwandern und dort eine Pferdezucht aufzubauen. Doch auch dort geht der Ausbruch des ersten Weltkrieges nicht spurlos an dem jungen Paar vorbei, sondern sie werden getrennt deportiert und müssen sich fortan auf sich allein gestellt durchschlagen. Dabei verlassen sie sich vollkommen darauf, dass die junge Willie ihre Zucht für sie weiterführt, doch das ehrgeizige Mädchen hat ihre eigenen Ziele… Ich habe schon viele Bücher von Sarah Lark gelesen und liebe ihren Schreibstil. Auch hier ist er wieder flüssig und leicht, sodass man nach anfänglichen Schwierigkeiten nur so durch das Buch fliegt und jedes Kapitel verschlingt. Allerdings habe ich eine ganze Weile gebraucht, um wirklich in die Geschichte zu finden. Das lag vielleicht auch daran, dass ich die Story an sich nicht so ganz überzeugend fand, dass und wie sich Julius und Mia verlieben, mochte ich durchaus, fand es aber nicht weiter spannend, weil es einfach sehr absehbar war. Man wusste einfach, schon durch den Klappentext, dass die beiden zusammenkommen, heiraten und dann auswandern, sodass ich den Anfang wirklich recht langatmig, ja fast schon langweilig fand. Auch hat sich mir nicht so richtig erschlossen, warum sie ausgewandert sind. Ja, ich kann verstehen, dass Julius niemals auf Menschen schießen und seine Pferde nicht dem Krieg aussetzte will, aber es hätte doch garantiert einen anderen Job für ihn gegeben und zu dem Zeitpunkt der Auswanderung stand der 1.Weltkrieg ja auch noch nicht unmittelbar bevor, obwohl es natürlich schon überall in Europa Spannungen gab. Hier wäre es vielleicht besser gewesen, wenn es einen krasseren Bruch gegeben hätte und einen, zumindest für mich, überzeugenderen Grund. Im weiteren Verlauf des Buches gab es für mich immer wieder ein paar Sachen, die für mich nicht wirklich logisch oder auch nur im Ansatz nachvollziehbar waren, sodass ich immer wieder den Kopf geschüttelt habe und mir das ein bisschen den Spaß verdorben hat. Auch die Charaktere haben es mir alles andere als leicht gemacht, sie zu mögen. Mia fand ich zwar von Anfang an sehr sympathisch, sie war aber so unglaublich naiv und manchmal schon fast dumm, dass ich immer wieder die Augen verdreht habe. So hat sie zum Beispiel keine Ahnung von der Arbeit mit Hausangestellten hat, obwohl ihr Vater ja ein erfolgreicher Bankier ist und sie als Frau des Hauses eigentlich seit ihrer Jugend dafür zuständig hätte sein müssen. Dennoch kam ich mit ihr noch am besten zurecht, weil sie zumindest ab einem gewissen Zeitpunkt sehr erwachsen war und sich auch dementsprechend verhält. Mit Julius habe ich mich dann deutlich schwerer getan. Zu Beginn mochte ich seine ruhige, eher besonne Art noch sehr gerne, weil er sich so von seinem Bruder abhob und an seine militärische Ausbildung mit einem gewissen Ernst anging als dieser. Aber spätestens mit der Auswanderung wird dann klar, dass er so gar kein Durchsetzungsvermögen hat, weder bei Mia noch bei seinen Angestellten. Das hat mich mit zunehmendem Verlauf immer mehr gestört und aufgeregt, weil er es einfach nie geschafft hat, eigene Entscheidungen zu treffen. Auch Willie ist ein Fall für sich. Zu Beginn fand ich die noch ziemlich bewundernswert und mochte, wie sie sich für ihre Ziele einsetzt. Aber auch ihren Charakter fand ich nicht so richtig schlüssig, einerseits ist sie sehr rational und kann alle ihre Emotionen abschalten, wenn es die Umstände erfordern, andererseits jagt sie einem vollkommen irrationalen Traum nach, was wenig zu ihr passte. Das hat mich irgendwie geärgert, weil sie mir zu eindeutig die Böse sein sollte und ich mir da einen ambivalenteren Charakter gewünscht hätte. Alles in allem mag ich den Schreibstil von Sarah Lark unglaublich gerne und er sorgt definitiv dafür, dass man nach einigen Startschwierigkeiten das Buch nur so verschlingt. Dennoch ist es auf keinen Fall ihr bestes Buch, weil ich weder die Story noch die Charaktere besonders überzeugend fand und das Buch leider somit nicht mehr als durchschnittlich ist.

zurück nach oben