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miss_zimty

Posted on 16.8.2020

Klappentext: Julia ist Ehefrau und Mutter und eigentlich ist ihr Leben perfekt. Aber irgendwie ist da trotzdem so ein Gefühl, etwas verpasst zu haben. Sie fühlt sich in ihrer Mutterrolle gefangen und sehnt sich nach Freiheit, Spaß, Abenteuern und der glücklichen Zeit in den 90ern, als sie jung war, das Leben bunt und sie jeden Tag Spaß mit ihrer Clique hatte. Auf einer 90er Party trifft sie Jannis, ihre Jugendliebe. Er scheint ihr all das bieten zu können, was ihr in ihrem Leben fehlt. Eine Achterbahn der Gefühle beginnt. Meine Meinung: Ich war sehr gespannt auf die Geschichte. Ich selbst hab eher meine Kindheit, statt Jugend in den 90ern verbracht. Das es ein tolles Jahrzehnt ist, wusste ich aber schon damals. *sprachs und schmierte sich mal wieder hellblauen Lidschatten ins Gesicht* Der Schreibstil von Michèle ist total leicht und man fliegt so durch die Seiten. Der 90er Jahre Aspekt kommt sehr gut durch, für mich an mancher Stelle allerdings zu oft und zu lang. Nichts desto trotz, kamen natürlich Erinnerungen ohne Ende hoch und die 90er Playlist läuft mittlerweile immer im Auto. Es gab einige Dinge, die ich schon fast vergessen hatte. Während des Lesens gab es oft die “Ach stimmt, das gab es ja auch noch” - Momente. Bei Julia bin ich mir nicht sicher, ob ich sie mag oder nicht. Einerseits kann ich nachvollziehen, wie es ihr geht, andererseits empfand ich ihre Einstellung als Jammern auf höchstem Niveau. Sie hat ein tolles Leben, mit einem Mann, der sie liebt und 2 Kindern, die ihr Ein und Alles sind. Dennoch ist sie drauf und dran, das alles wegzuschmeissen für einen Typen, den sie seit ihrer Jugend nicht mehr gesehen hat. Ich kann mir gut vorstellen, wie schön es ist in die Vergangenheit zu reisen, sich wieder jung zu fühlen und wieder zu merken, wer man eigentlich ist, allerdings sollte man nicht vergessen, dass es auch immer noch ein Heute gibt. Julia hätte meiner Meinung nach schauen sollen, welche positiven Aspekte sie aus ihrer Jugend ins Heute manövrieren kann, statt sich komplett darin zu verlieren. In einigen Situationen dachte ich mir nur: “Man Julia, echt jetzt?” und hätte sie am liebsten geschüttelt, so wie es Freunde eben machen, wenn man sich verrennt. Ähnlich zu Julias, konnte ich auch die Reaktionen ihres Mannes nicht immer nachvollziehen und gutheißen. Gerade die Reaktion zum Ende und die Auflösung des Plots, war für mich nicht realistisch. Hier hätte ich mir tatsächlich mehr Drama von ihm gewünscht. Alles in allem ist “Kind der 90er” ein tolles Buch für jeden, der einen Exkurs in die Vergangenheit möchte. In Erinnerungen schwelgt man definitiv. Und was noch weitaus wichtiger ist: Man denkt über verschiedene Szenarien nach. Würde ich das genauso machen? Was würde ich ändern? Wer bin ich überhaupt und bin ich glücklich damit? Was kann ich tun, um mich selbst wieder hervorzukramen? Liebe Michèle, ich weiß nicht, ob es deine Absicht war, so eine Fragenflut in mir hervozurufen, aber ich danke dir dafür!

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