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mrstrikehardt

Posted on 15.8.2020

Yassin Al-Haj Saleh Überlegungen zum Begriff Freiheit und wie dieser in Zusammenhang mit weiteren steht, sind klug und beachtenswert, nicht nur weil sie auf eigenen Erfahrungen beruhen. Er schafft es die Dringlichkeit zu vermitteln, das geradezu alles auf dem Spiel steht, wenn wir Freiheit einbüßen. Er definiert Freiheit einerseits „horizontal“ - das Recht, das eigene Haus (die Nation) zu verlassen und jederzeit zurückzukehren (beides ist untrennbar miteinander verbunden). Und anderseits „vertikal“ - das Recht, den Ort an dem ich mich aufhalte, mitzugestalten, zu verändern. Diese Freiheit(en) werden durch das Konstrukt des Staates (egal ob im nationalen-säkularen Sinne oder religiös verstanden) behindert. Dem Staat und seinen Beamten geht es um Machterhalt, um die eigene Souveränität auf Kosten von Anderen (wozu auch die eigene Bevölkerung gehört). Yassin verweist hier auf die koloniale Vergangenheit westlicher Staaten sowie auf den syrischen Bürgerkrieg oder die Bestrebungen des Islamischen Staates. Faszinierend zu lesen ist, wie Yassin seine Überlegungen immer in Bezug zur Zeit(erfahrung) setzt. Zeit und somit Geschichte, schreibt er, werden immer neu interpretiert und für unterschiedliche Zwecke missbraucht. Sie beinhalten aber auch Möglichkeiten der Selbstwerdung- & Veränderung („Sei ein anderer als du selbst, sei alles, was du bist!“) sowie Möglichkeiten für Gemeinschaft und (kontextuellen) Utopien. Die deren Umsetzungen sind schwierig, aber Yassin plädiert dafür und sein eigenes Leben ist ein Beweis des Machbaren.

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