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Lisa

Posted on 14.8.2020

„Es ist eine Wahrheit, über die sich alle Welt einig ist, daß ein unbeweibter Mann von einigem Vermögen unbedingt auf der Suche nach einer Lebensgefährtin sein muß.“ (Seite 7 Zeile 1) Einer der bekanntesten ersten Sätze der klassischen Literatur und doch habe ich so lange gewartet, bis ich das Buch das erste Mal in die Hand genommen habe. Ich gebe zu, dass ich ein wenig Angst hatte, dass mich der klassische und vor allem nicht gewohnte Schreibstil Jane Austens überfordert. Ich hatte Bedenken, dass ich schnell genervt bin, weil ich mich doch sehr an den modernen Stil der heutigen Zeit gewöhnt habe. Doch ich habe mich getäuscht. Ich konnte schnell und ohne Probleme über die nicht aktuelle Rechtschreibung und über manch seltsame Entscheidungen der Charaktere hinweg sehen, konnte mich schnell einfinden in die Zeit des 19. Jahrhunderts und ich habe mein erstes Buch von Austen geliebt. Das Buch besteht nach meinem Empfinden zu ungefähr 85% aus Dialogen, doch ich habe mich informiert und erfahren, dass weitere Austen-Romane aus dieser Zeit in diesem Stil geschrieben sind. *Achtung Spoiler* Ja, ich bin ein Fan geworden und möchte gleich zu Beginn meiner Rezension eine klare Empfehlung aussprechen. Denn trotz aller Unterschiede zur heutigen Zeit ist doch eines immer noch gleich. Es geht letztendlich immer um Liebe. Doch nicht nur, denn man merkte richtig, wie sich auch die Menschen aus dem Buch aufgrund von Geschichten anderer schnell ein Urteil bilden und dann feststellen müssen, wie sehr sie sich doch getäuscht haben. Eine weitere Eigenschaft, die auch oder vor allem in der heutigen Zeit Überhand nimmt. Jane Austen erzählt in Stolz und Vorurteil die Geschichte von dem unglaublich stolzen Mr. Darcy, ein sehr vermögender und unnahbar wirkender Mann, und Elisabeth Bennet, eine manchmal etwas vorlaute und letztendlich von Vorurteilen geplagte Frau. Auch Lissie – wie ihre Familie sie manchmal nennt – ist manchmal zu stolz, was ihr in Bezug auf die wohl wichtigste Entscheidung dieser Zeit, nämlich einen geeigneten Heiratskandidaten zu erwählen, oftmals auf die Füße fällt. Man könnte ein ums andere Mal vermuten, dass Lissies Entscheidungen aus Trotz getroffen werden, doch das macht den Witz dieser Geschichte aus. Aufgrund ihrer Charaktereigenschaften sind Darcy und Bennet gezwungen an sich zu arbeiten und sich mit ihren Schwächen auseinander zu setzen. Zu guter Letzt und nach einigen unschönen Verwicklungen finden Elisabeth Bennet und Mr. Fitzwilliam Darcy doch zueinander. Trotz einiger bereits geschriebener Informationen möchte ich nochmal etwas genauer auf manche Charaktere der Geschichte eingehen, denn meines Erachtens bekommen manche Nebencharaktere zu wenig Aufmerksamkeit in vielen Rezensionen. Die Bennet Familie besteht aus einem sehr sarkastischen und für mich daher sehr interessanten Vater, der sich häufig auch sehr direkt über seine doch sehr einfach gestrickte Frau Mrs. Bennet lustig macht. Dies bekommt sie meist gar nicht mit, was die Situationen noch viel komischer wirken lässt. Eine Ehe die fünf Töchter hervorgebracht hat: Jane, Elisabeth, Mary, Catherine („Kitty“) und Lydia. Elisabeth steht deutlich im Vordergrund der Geschichte, doch auch Jane und Lydia bekommen die ein oder andere Szene geschenkt, welche zum Nachdenken und Mitfiebern anregt. In der damaligen Zeit war es so, dass Vermögen und Besitz nicht an eine Tochter weitergegeben werden konnte, weswegen es im großen Interesse Mrs. Bennets lag, all ihre fünf Töchter gut zu verheiraten. Mr. Darcy erscheint durch seinen Freund Mr. Bingley auf der Bildfläche, da dieser zu einem Ball lädt, auf dem auch die gesamte Familie Bennet erscheint. Mr. Bingley ist ebenfalls ein wohlhabender Mann, wenn auch nicht so reich wie sein Freund Mr. Darcy. Er erscheint sehr liebevoll und ein bisschen wohlwollender in jeder Hinsicht. Seine beiden Schwestern hingegen sind heimtückisch und sorgen des öfteren Mal für Momente, in denen ich sie gerne durch die Zeilen im Buch angeschrien hätte. „Mr. Bingley sah sehr gut aus und machte einen vornehmen Eindruck. Seine ganze Haltung und Art, sich zu geben, waren natürlich und von einer ungezwungenen Freundlichkeit. Die Schwestern waren mit gutem, eigenem Geschmack nach der letzten Mode gekleidet und mußten zweifellos zu den Schönheiten der Londoner Gesellschaft gezählt werden.“ (Seite 14 Zeile 3) Natürlich gibt es noch weitere nennenswerte Charaktere, aber das würde den rahmen sprengen, weswegen ich nun zum Ende meiner Review kommen möchte. Ich habe diese herzerwärmende Geschichte genossen, konnte sie trotz 364 Seiten mit kleiner Schrift zügig beenden und war angetan von den Bildern aus dem Film von 2005 mit Keira Knithley als Elisabeth und Matthew McFadyen als Mr. Darcy. Ich musste definitiv öfter als erwartet schmunzeln, manchmal sogar richtig lachen. Konnte mich gut in die Personen und ihr Handeln einfinden und liebte den wortgewandten und manchmal spitzzüngigen Austausch zwischen den Akteuren. Interessant war auch die Darstellung der Frau in der Zeit und wie sich Elisabeth, nicht ohne den Unmut ihrer Mutter auf sich zu ziehen, oftmals gegen diese Moralvorstellungen stellte. Wie ich bereits zu Beginn sagte, möchte ich das Buch jedem ans Herz legen und kann es ohne wenn und aber in die Liste meiner Jahreshighlights und Sonnenstrahlen-Bücher aufnehmen.

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