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Eine Liebe zwischen den Fronten von Maria W. Peter „Wenn wir den Krieg nicht beenden, wird der Krieg uns beenden.“ Es kann einen jederzeit treffen. Was ich genau meine? Nunja. Die Nachricht über einen Krieg als Beispiel. Man denkt zwar immer, alles sei so fern von einem entfernt, und alle Kriege haben sich in der Vergangenheit zugetragen. Doch wer sagt uns, dass es nicht heute noch genau solche Menschen gibt, die aus ähnlichen Gründen Kriege anfangen würden, wie die früheren es taten? Krieg hat immer einen Hintergrund. Und der ist Macht. Egal in welcher Konstellation, und wer die Macht danach hat. Einer hat etwas, der andere möchte es. Man kann sich nicht einigen. Und deswegen gibt es Krieg. Und was ist mit dem Rest der Menschheit, die in ihrem Zuhause sitzen, und vielleicht gerade in diesem Moment eine Feier feiern? Zusammen mit ihrer Familie essen? Zusammen lieben, zusammen lachen? Schöne Momente erleben, ohne zu wissen, was sich in just diesem Moment irgendwo auf der Welt abspielt, und zusammenbraut. Und wie sie in Zukunft darin verwickelt sein werden. In diesem Roman ist es eine Verlobungsfeier, die durch so eine Situation gestört wird. Durch so einen Moment. Denn mehr ist es nicht. Ein Moment, der alles verändert. Wie flüchtig kann das Glück doch sein, und wie sehr kann dieser Moment das Leben ändern? Nicht nur das eigene, sondern das von allen. Und plötzlich stehen Liebende auf verschiedenen Seiten, Familien, Freunde. Doch wofür eigentlich?! Es beginnt ein Irrweg, eine Odyssee, die jeden woanders hinführt. Doch nun erstmal zur Geschichte, die im Buch erzählt wird. Die Geschichte im Buch: Wir haben quasi 3 Handlungsstränge in einer Geschichte, und alle Wege führen irgendwie zusammen, und sind verbunden, durch diesen Krieg. Im Buch geht es um den Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871. Drei Stränge, mehrere Einzelschicksale. Wir haben Paul und Madeleine, die ihre Liebe nicht aufgeben, die aber getrennt voneinander sind, auf ihren „Seiten“, aber auch auf „Feindesseite“ die Zeit des Krieges absitzen, und aufs Grausamste miterleben, ohne das Wissen, ob sie jeweils noch leben. Denn Madeleine ist Französin aus Metz, und Paul Deutscher aus Berlin. Und genau diese beiden Nationen bekriegen sich. Die beiden wollen heiraten, und mitten in die Verlobungsfeier kommt die Nachricht des bevorstehenden Krieges. Wir haben Karim und seine Schwester Djamila, die aus Algerien kommen Karim, der für die Franzosen kämpfen muss, die Eroberer seines Landes, gegen Feinde, die gar nicht seine Feinde sind. Djamila, die als Hausmädchen in Metz bei Madeleines Familie arbeitet. Und dann ist da noch Clément, der Sohn des Hauses, Madeleines Bruder, der sich mit Eifer in die Schlacht wirft, als Freischärler, weil er für ein freies Frankreich kämpfen will. Clément ist ein Heißsporn. Manchmal sind seine Gedanken eine explosive und gefährliche Mischung, die nur darauf wartet, entzündet zu werden, um die Gedanken explodieren zu lassen. Doch Explosionen richten Schaden an. Fast jeder muss sich allein irgendwo zurechtfinden, wo er nicht hingehört. Doch wer schreibt uns eigentlich vor, wo wir hinzugehören haben? Die Welt sollte doch frei sein, und jeder dorthin gehen dürfen, wo er will, weil sie niemandem gehört, also, unsere Welt. Und wir haben einen freien Willen. Dies zum Inhalt. Mehr sollte man wirklich lesen, denn die Geschichte fängt so natürlich erst an, und alles was dazwischen passiert, dies erzählt uns das Buch. Cover: Das Cover ist für mich einfach stimmig, und schön. Zeigt es uns die Zeit an, in der der Roman spielt, und gleichzeitig den Handlungsort. Fazit und Gedankenallerlei: Die Romane der Autorin sind immer wie kleiner Geschichtsunterricht, mit dem Unterschied, dass es die Art von Unterricht ist, bei dem man NICHT wie in der Schule einschläft :D. Alles ist so gut recherchiert, und da die Daten und Fakten verbunden sind mit sowohl fiktiven, als auch realen Figuren der damaligen Zeit, denen wir begegnen, kann man sich alles viel leichter merken, und aufnehmen. Besser, als wenn alles nur wissenschaftlich und kalt erklärt werden würde. Nichts für ungut liebe Lehrer, ich habe mir meine Geschichtslektionen schon immer lieber selber beigebracht. Geschichte, die nicht langweilt, sondern interessiert. Maria W. Peter zu lesen ist wie Bilder zu lesen, die währenddessen im Kopf automatisch auftauchen, und das Geschehen als Kopfkino widerspiegeln, die Landschaften vorm inneren Auge erscheinen lassen, und die Stimmungen der Menschen so einfangen, als ob sie vor einem stehen. Sowohl in den schönen als auch den schlimmen Momenten. Die Schlachten und Angriffe mit all ihren grausamen Einzelheiten werden nicht detailliert beschrieben, und doch erfahren wir als Leser die Grausamkeit, denn die Gespräche der Protagonisten zeugen von diesen, was völlig ausreichend ist, um zu erfahren, was genau wo und wann vor sich gegangen ist, und welche Auswirkungen welche Schlacht auf Land und Leute, und die Menschen hat. Und diese „Grausamkeit abseits des Schlachtfeldes“ macht es auch nochmal intensiver. Denn die Frage ist auch, was genau im Krieg als Schlachtfeld gilt, und ob nicht vielleicht jeder, der daran teilnehmen muss, seine eigenen inneren Schlachten austrägt. Mit sich selbst, mit seinem Schicksal, mit der Angst um sich, um seine Liebsten, um sein Land, seine Heimat, aber auch um all die Menschen überhaupt, egal wo sie geboren wurden. Auf der „richtigen oder falschen Seite der Grenze“. Dazu kommen die Einschnitte und Erlebnisse im Leben des Krieges. Man merkt beim Lesen des Romans wie vergänglich das Glück sein kann, wie schnell es schwinden kann, wie sich ein ganzes Leben von einem Moment zum anderen ändern kann, und auf welch wackeligen Füßen das Glück überhaupt steht. Dies wird einem nur zu bewusst. Hier spinnen sich die Schicksalsfäden oftmals zusammen. Begegnungen, Nichtbegegnungen, Beinahebegegnungen, Suchen nacheinander, und manchmal doch knapp an einem Finden vorbei. Manchmal verzweifelt man als Leser. Alle sind sich so nah, und doch so fern. Die Protagonisten begegnen sich auf den Irrwegen des Krieges und ihren persönlichen Stationen, aber durch eine unüberwindbare Grenze von Feindschaft getrennt, die nicht überwunden werden kann. Wir begegnen uns also, dann verlieren wir uns wieder, ums uns wieder zu begegnen, und wieder zu verlieren. Es ist ein auf und ab, nicht nur der Treffen, sondern damit auch der aufwühlenden Gefühle. Meine eingeschlossen. Alle sind Mitwirkende des Schicksalsrades. Die Schicksale aller Figuren verweben sich im Roman so, dass alles miteinander zusammenhängt. Und trotzdem haben alle ihr eigenes Schicksal, und ihren eigenen Weg zu gehen. Dabei bleibt keine der Figuren blass, man kann sich in alle hineinversetzen, und sogar nachvollziehen, warum sie die Dinge tun, die sie eben im Roman tun. Alles Schlechte und Gute dieser Welt vereint sich im Mikrokosmos dieses Krieges, und man kann es sowohl auf die Menschheit, die gesamte Welt, und auch jede Zeitepoche übertragen. Denn es war zumindest schon immer so. Ob es weiterhin immer so sein wird…. Das liegt allein an uns. Ein Schmelztiegel aus Radikalen, Armut, Reichtum, Unzufriedenheit, Wut, Besiegten, Macht, Siegern, Hochmut, Hoffnungslosigkeit, aber auch Menschlichkeit und Hoffnung. Und am Ende steht einem völlig vor Augen, wofür Kriege eigentlich gut sind, nämlich für NICHTS. Gehobene Personen versuchen ein Problem zu klären, das sie miteinander haben, und beziehen dann unter dem Deckmantel des Krieges ihr Volk mit ein, den kleinen Mann, der dann für dieses Problem sterben muss, verstümmelt wird, bis an sein Lebensende traumatisiert ist, seine Familie verliert. Und wofür? Für die Probleme von anderen…… die eben Mächtiger sind, und dieses Problem abwälzen, und andere für sich kämpfen lassen. Während sie selbst meist nur zuschauen. Wie sinnlos ist das denn bitte?! Ja, ich bin wohl ein Kriegsgegner. Und auch wenn natürlich jeder Krieg Auswirkungen hat, so hatte der Deutsch-Französische-Krieg auch welche, die man im Heute noch spürt, gerade, wenn man in der Französisch Deutschen Grenzregion unterwegs ist. Das Buch und seine Geschichte geht einem unheimlich nah. Vielleicht weil dieser Krieg eine Tatsache der Historie ist, uns aber mit Denkmälern bis in die Gegenwart begleitet (schaut euch um, es gibt sie fast überall in Deutschland). Vielleicht aber auch, weil er in einer Gegend stattgefunden hat, die gar nicht so weit weg ist. Zumindest von mir aus. Die Gedanken während des Lesens drehen sich in Dauerschleife, zumindest bei meinem Gedankenkarussell. Man will dauerhaft alles googeln, und kommt immer zu dem Ergebnis „Oh je, das war wirklich so.“ Die Orte, die Personen, die Zeitabfolge… alles ist perfekt recherchiert. Aber was anderes hätte ich auch nicht erwartet. Auf jeden Fall danke ich Maria W. Peter für diesen sehr realen Einblick in einen Krieg, der zwar vor langer Zeit passiert ist, aber mit seinen Thematiken und Denkansätzen seltsam aktuell anmutet, weil man ihn in Szenerien aufs Heute übertragen kann. Natürlich ist die Zeit eine andere, die Menschen moderner, und wir denken wohl auch, dass wir eine riesige Toleranzentwicklung hinter uns haben. Aber wenn wir dann mal darüber nachdenken, stimmt das nicht immer. Und dann sind wir den Menschen vor 150 Jahren auf einmal wieder ganz nah. In ihren Gefühlen, Ängsten, ihrer Wut, ihrer Bosheit aber auch Freundlichkeit, dem Streben nach Macht, nach Freiheit, der Unterdrückung, und dem Willen, einfach nur überleben zu wollen. Denn das will wohl jedes Lebewesen der Welt. Leben. Die Angst in den Menschen, dass jederzeit ein Feind auftauchen könnte, ein Freund, der überläuft, jemand einen täuschen könnte, oder einem gar Böses will, sein Haus übernimmt, gar auf einen schießt, oder man den letzten Schritt auf Erden tut, weil just in diesem Moment irgendwo eine Detonation ist, ist schrecklich. Und mit diesem Wissen, und dieser dauerhaften Unsicherheit lässt es sich kaum leben. Fast wie hinter einer sicheren Glasscheibe, die der Schutz des Buches bietet, nimmt man Teil am Krieg, an den Angriffen, Dem Donnerhallen, den Bomben und Gewehrschüssen, und verfolgt chronologisch die Linien des Krieges mit seinen Einzelschlachten so, als ob man dabei wäre. Nur in Sicherheit. Doch das macht es nicht weniger emotional, und ich gebe zu, wahrscheinlich an ein paar Stellen ziemliche Tränen vergossen zu haben. Mir sind die Charaktere während des Lesens so vertraut geworden, und ans Herz gewachsen, dass ich manchmal beinahe das Gefühl hatte, mit ihnen all diese Gräueltaten, aber auch das Hoffnungsvolle zu erleben. Im Roman werden die Kleinigkeiten aufgedeckt, die nebenherlaufen, von denen man kaum gehört hat, die aber mindestens genauso schlimm sind, wie die Großtaten an sich. In diesem Falle ein Krieg, dessen kleine Gruppierungen und Menschen mit ihren eigenen Tragödien beleuchtet werden. Ihnen gibt sie eine Stimme, die auch gehört werden sollte. Wir sollten nicht nur registrieren, dass es den Krieg gab, sondern auch, was er für jeden einzelnen der Menschen bedeutet hat. Ein Graudenken, in all dem Schwarz und Weiß, Gut und Böse. Und da wäre noch die Menschlichkeit und Unmenschlichkeit, Toleranz und Intoleranz, Menschen die ausgenutzt werden und sich nicht wehren, und welchen die sich wehren, aus anderen Gründen, Hilfe aus Barmherzigkeit und Hilfe aus Zwang. Doch wir haben im Buch ja auch noch ein anderes Zwischenspiel. Dem Krieg, und der Liebe. Und diese beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Mir gefällt die Verbindung von Madeleine und Paul. Eine symbolische zwischen Deutschland und Frankreich. Und das in einer Zeit wie 1870/71. Verschiedene Nationen als Symbol der Völkerverständigung in Liebe vereint. Jeder darf jeden lieben Welch großartiger Gedanke! Die Ausgangssituation ist nämlich so absurd, dass man den Kopf schütteln muss, und nicht weiß, wie man die Info in den Kopf bekommen soll. Natürlich nur, weil wir solche Situationen heute nicht wirklich kennen. Zwei liebende trennen sich, da der Mann in den Krieg muss. Das allein wäre schon tragisch. Doch es geht weiter. Die geliebte Verlobte ist nämlich Französin, der Mann Preuße, und schon stehen von einen auf den anderen Tag Feinde gegenüber, die natürlich im Herzen keine Feinde sind, sondern nur, weil irgendjemand mal entschieden hat einen Deutsch Französischen Krieg auszurufen. Was mir gleich aufgefallen ist, das ist mal wieder der Schreibstil von Maria. Man fühlt sich nicht als Zuschauer eines Ereignisses, nicht als Beobachter, sondern so, als ob man direkt dabei und mitten in der Handlung drin wäre. Zum einen wegen der dichten Atmosphäre, die sicher durch gute Recherche entstanden ist. Zum anderen weil alles bildlich beschrieben ist, und wir uns direkt in eine andere Zeitepoche versetzt fühlen, und nicht mehr im Heute sind. Da sind Zeitungsjungen in den Straßen, Geräusche eines Zuges………und später leider auch die Kriegshandlungen. Man ist unvorbereitet, aufgeregt, ängstlich…..anfänglich. Und plötzlich, von einem auf den anderen Augenblick ist man mitten im Kriegsgeschehen, ohne dass man sich vorbereiten konnte. Auch als Leser. Was schon was heißen will, denn man kann ja aufhören und anfangen zu lesen, wie man es möchte. Trotzdem. Wie im echten Leben kommen die schlimmsten Situationen auf uns zu, wenn wir unvorbereitet sind. Oder auch nicht. Aber kann man auf so etwas wie Krieg eigentlich vorbereitet sein? Ich denke nicht. Wir haben im Buch verschiedene Sichtweisen auf den Krieg. Doch allen gemeinsam ist, dass keiner diesen wirklich so will, wie er sich äußert, und dass er allen viel Leid bringt. Wie sollte es auch anders sein? Es ist Krieg. Und manchmal wäre es toll, wenn die Menschen mehr nachdenken würden, und sich bewusst wären, wie ungewiss die Zukunft ist. Denn dies ist auch der letzte Satz im Buch. Die Menschen starten in eine ungewisse Zukunft, und wir sollten alle so demütig sein, und das Leben genießen, dass uns bewusst ist, dass sich von einer Sekunde auf die andere diese Ungewissheit auch uns bedrängt. Denn keiner weiß, was die Zukunft bringt. Und man kann jederzeit am Rande von etwas Schlimmen, aber auch Schönen stehen. Ungewiss……….. ist die Zukunft, für uns alle :). Natürlich stellen sich während der Lektüre solche Fragen wie, ob sich geliebte Menschen wiedersehen werden. Ich denke schon allein solch eine Frage bringt einen zum Grübeln, und Nachdenken über seine eigenen geliebten Menschen, und was man tun würde, wenn man in einen Krieg verwickelt wäre, nur weil der eine dort, und der andere da geboren wurde. Und falls das hier irgendjemand liest, der bemächtigt dazu ist, könnte er vielleicht dafür sorgen, dass dieses Buch verfilmt wird? Danke :D. Und ganz nebenbei kann man als Nebeneffekt sein, vielleicht ein wenig verlorenes Französisch, auffrischen. Heutiges Rezensionslied, weil es vom Krieg aus der Sicht eines kleinen Kindes und seiner Mama handelt, und so beschrieben wird, dass manche es gar nicht als das erkennen, was es ist. Und weil es Djamila und Karim aus dem Roman vielleicht gefallen würde: „Mama wohin solln wir gehn? Ich will nach Hause es ist schon so spät. Mama warum niederknien? Was sagst du, ist das nicht dein Gebet? Zieh nicht so an meiner Hand. Wieso drückst du mich an die Wand? Warum gehn die Lichter aus? Ich kann kaum noch etwas sehen. Sag wieso müssen wir hier stehn? Warum gehn wir nicht nach Haus? Mama Ana Ahabak. Mama ich liebe dich. Mama Ana Ahabak. Komm doch und beschütze mich.“