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literaturbegeistert

Posted on 13.8.2020

Ich bin zutiefst erschrocken, dass dieses Buch, das Handlungen aus den 30er Jahren fiktiv wiedergibt, noch heute von solch einer Aktualität spricht. Rassismus ist ein Thema, dass Jahre zurückliegt und doch noch so aktuell und dringlich ist. Harper Lee schreibt in „Wer die Nachtigall“ stört aus der Sicht der 8-jährigen Scout, dessen Welt der Leser aus einer sehr kindlichen und doch teils objektiven Sicht erleben kann. Oftmals musste ich über die naiven und doch sehr agilen Ansichten der kleinen Scout und ihres Bruders Jem schmunzeln! „𝚂𝚒𝚎 𝚑𝚊𝚋𝚎𝚗 𝚎𝚜 𝚠𝚒𝚎𝚍𝚎𝚛 𝚐𝚎𝚝𝚊𝚗, 𝚜𝚒𝚎 𝚑𝚊𝚋𝚎𝚗 𝚎𝚜 𝚑𝚎𝚞𝚝𝚎 𝚐𝚎𝚝𝚊𝚗, 𝚞𝚗𝚍 𝚜𝚒𝚎 𝚠𝚎𝚛𝚍𝚎𝚗 𝚎𝚜 𝚠𝚒𝚎𝚍𝚎𝚛 𝚝𝚞𝚗. 𝚄𝚗𝚍 𝚠𝚎𝚗𝚗 𝚜𝚒𝚎‘𝚜 𝚠𝚒𝚎𝚍𝚎𝚛 𝚝𝚞𝚗, 𝚠𝚎𝚒𝚗𝚎𝚗 𝚊𝚗𝚜𝚌𝚑𝚎𝚒𝚗𝚎𝚗𝚍 𝚗𝚞𝚛 𝙺𝚒𝚗𝚍𝚎𝚛.“, sagt Atticus Finch, der Vater der beiden Kinder und Verteidiger des verurteilten, dunkelhäutigen Tom Radley, zu seinem Sohn Jem. Dieses Buch beschreibt in Fiktion die vielen Fälle von Diskriminierung, die Menschen heute noch aufgrund ihrer Hautfarbe erfahren müssen, beschreibt, welche Vorurteile erwachsene, gebildete Menschen damals und auch heute noch haben, die bei Kindern jedoch keinesfalls so ausgeprägt sind. Harper Lee erzählt die Geschichte sehr langsam und leicht, steigert die Spannung mit ihrem exzellenten und sehr klaren Schreibstil mit jeder Seite und mit jeden Kapitel. Und obwohl der Schreibstil für mich nicht unbedingt etwas Aussagekräftiges oder Individuelles war, trafen mich ihre Worte doch immer mitten ins Herz. Ich würde behaupten, dass dieses Buch ganz besonders als Einstieg in eine solche Thematik dienen kann, da es Themen teilweise noch sehr oberflächlich und peripher ankratzt. Manchmal hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Nichtsdestotrotz ist das 1960 erschiene Werk, dessen Erstausgabe zuvor als verschollen galt, sehr lesenswert und definitiv den Titel eines Klassikers wert!

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