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literaturbegeistert

Posted on 13.8.2020

Ich habe viel Positives, aber auch viel Negatives zu diesem Buch gehört. Umso gespannter war ich darauf, was mich mit dieser Geschichte erwartet. Allerdings muss ich sagen, dass ich vollkommen enttäuscht wurde. Die Protagonisten und vor allem Veronika empfand ich als sehr unsympathisch. Jeder Protagonist wurde plötzlich zum Psychiater und wusste immer ganz genau, wieso sich jemand in einer Weise verhält. Und Veronika war für ihre 24 Jahre sehr kindlich, ihre Handlungen sehr unüberlegt. Ich finde die Beweggründe, weswegen sie sterben möchte nicht gerechtfertigt (die Frage ist natürlich auch, ob ein Suizid überhaupt gerechtfertigt werden kann?!) Es ist natürlich auch ein schwieriges und sehr philosophisches Thema, bei dem jeder seine eigene Meinung dazu bilden kann, für mich persönlich waren die Beweggründe nicht plausibel, weswegen ich mich dementsprechend auch nicht in Veronika hineinversetzen konnte. An sich empfand ich das Buch auch als viel zu esoterisch und spirituell, womit ich einfach gar nichts anfangen konnte (Thema: Astralreisen!) Sprachlich gesehen war es auch keine Meisterleistung einfach willkürliche Weisheiten in eine passende Situation zu packen, um dann daraus ein Buch zu machen. Denn genau so kam es mir vor. Coelho versucht mit allen Mitteln so philosophisch wie möglich zu klingen, obwohl es komplett aus dem Kontext genommen wird. Es gibt zwar einige Weisheiten, die durchaus zum Nachdenken anregen, aber eben sehr unstilistisch und aus dem Kontext heraus in den Text „integriert wurden“, so als wolle Coelho unbedingt philosophisch klingen und willkürliche Zitate in seinen Büchern einbauen. So ein Stil kommt mir einfach nicht sehr authentisch rüber. Außerdem fand ich es ebenfalls unmöglich, wie mit den „Verrückten“ umgegangen wurde. Sie wurden irgendwie sehr sonderbar und absurd dargestellt. Die Absicht zu zeigen, dass man auch mal verrückt sein kann, kam für mich leider nicht rüber, sondern wurde vielmehr unsensibel behandelt. Es gab außerdem noch einige Stellen, bei denen Sexualität und Erotik teilweise so in den Himmel gelobt wurde, als sei es das einzige, was im Leben wichtig ist und einen Menschen ausmacht. Am Ende entwickelte sich daraus auch noch eine kitschige Liebesgeschichte, die wirklich das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich muss sagen, dass am Ende eine Auflösung kam, mit der ich nicht gerechnet habe, aber nichtsdestotrotz kann ich mit keinem der Aussagen im Buch irgendwie kooperieren.

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